Diese neue, moderne Ikone ist eine Arbeit aus dem späten 20. Jahrhundert. Gewöhnlich wird sie auf Französisch als „Icône La Lumière sur la Montagne“, auf Deutsch etwa als „Ikone: Das Licht auf dem Berg“ bezeichnet. Damit bezieht man sich auf die biblischen Verse 14 bis 16 aus dem fünften Kapitel des Matthäusevangeliums.
Im Zentrum des Bildes erscheint der wieder auferstandene Christus auf einem Thron sitzend, umgeben von seinen zwölf Jüngern oder zwölf Aposteln, welche in einem unteren Halbkreis versammelt sind. Der obere Halbkreis besteht aus zackigen Felsformationen, die an beiden Seiten heranwachsen und sich zu einem Berg vereinen, ähnlich wie auf der Pax-Christi-Ikone von 1991. Auf diesem erscheint eine Stadt, das fünfeckige oder sechseckige Himmlische Jerusalem, das als das eigentliche „Licht auf dem Berg“ betrachtet wird (gemeinhin wird darunter der Zionsberg verstanden, der auf vielen Bildern des Himmlischen Jerusalem eingefügt ist). Die Mauern der Stadt scheinen dabei direkt aus den roten Felsen hervorzuwachsen. Die Bauten sind nicht in die Stadt gesetzt, sondern sie formen eine unregelmäßige Ummauerung, vor allem an der seitlichen und hinteren Mauerkante. Auffällig ist ein Kuppelbau, der entfernt an den Felsendom erinnert. Direkt unter ihm, bereits in die Stadt, ist eine weißgekleidete Figur gesetzt. Es handelt sich vermutlich um die Gottesmutter Maria, die hier mit dem gleichen Gestus wie Christus unter ihr die neue Schöpfung segnet. Von einer Hand zu anderen sind die zwölf Perlen als weiße Lichtkreise aneinander gesetzt.

Die Ikone ist eine moderne Arbeit aus dem Kloster der Benediktinerinnen „Unserer Lieben Frau vom Kalvarienberg“ auf dem Ölberg vor der Stadt Jerusalem. Dort wird seit 1945 die traditionelle griechische Ikonenmalerei gepflegt, womit die Nonnen, neben der Beherbergung von Pilgern, ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Claus Bernet: Pretiosen des Ostens. Ikonen, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 36).