Eine Tabletka ist eine doppelseitig bemalte, kleinformatige Ikone, die meistens aus einer gestärkten Leinwand gearbeitet ist. Sie hat also eine Vorder- und Rückseite, die beide bemalt werden. Vor allem zeigt sie kalendarischen Themen wie Kirchenfeste oder Tagesheilige. Tabletki wurden in der Kirche am jeweiligen Festtag auf einem Pult zur Verehrung ausgelegt.
In mindestens einem Fall ist auch einmal das Weltgericht und in diesem Zusammenhang das Himmlische Jerusalem auf einem Tabletka verewigt, das zu einem Zyklus der vorösterlichen Sonntage gehört. Da an Ostern in der Ostkirche nicht der Tod Christi, sondern seine Auferstehung und die Auferstehung aller Gläubigen im Vordergrund steht, hat hier Jerusalem seinen festen Platz. Das Werk ist um 1700 in Zentralrussland entstanden und stand im Jahr 2019 in der Schweiz zum Verkauf im Kunsthandel an. Das 24 x 21 Zentimeter teilvergoldete und beschriftete Täfelchen zeigt auf der einen Seite oben Adam und Eva im Paradies sowie deren Vertreibung, unten den Heiligen Theodor Tiron, die Verehrung der Ikonen (Sonntag der Orthodoxie) und die Verehrung des heiligen Kreuzes.
Die andere Seite ist dem Jüngsten Gericht vorbehalten. Dort findet man oben links (Ausschnitt der Größe 13 x 12 Zentimeter) in Form von drei rosafarbenen Arkaden das Himmlische Jerusalem in einer Weiterentwicklung der Glaubensbekenntnis-Ikone aus Mstera (um 1680). Dabei wachsen die Arkaden zu Torbögen mit rötlichem Gewölbe heran. Die Bögen sind oben mit einer vergoldeten Hauptkuppel und seitlich mit Nebenkuppeln bekrönt. In allen Arkaden haben sich Heilige an einer Tischbank versammelt, die dort das ewige Abendmahl genießen. An der linken Seite reicht ein weißes Band an die Stadt. Dabei handelt es sich um einen Art Fahrstuhl, auf dem Engel mit Geretteten aus den unteren Etagen nach oben in die Stadt gelangen und sie mit weiteren Bewohnern und Bewohnerinnen versorgen (Typus Fahrstuhlikone).