Die Fenster in den Seitenschiffen der römisch-katholischen Kirche Heilig Kreuz in Detmold sind eine frühe Arbeit von Hubert Spierling (1925-2018). An den jungen Glaskünstler war die Bitte herangetragen worden, etwas Farbe in den damals kargen und als kalt empfundenen Innenraum zu bringen, der 1917 erstellt und 1950 erweitert worden war. Von den 22 Fenstern haben vier die Endzeit zum Thema. Eines davon im Kirchenschiff an der linken Seite vorne zeigt das Himmlische Jerusalem in einer überraschend modernen Formensprache, die eher an die 1980er Jahre als an die Nachkriegszeit erinnert. Die weiße Mitte der Stadt soll laut Aussage des Künstlers das Lamm Gottes andeuten, das das eigentliche geistige Zentrum der Stadt, auch im geistlichen Sinne, ausmachen soll. Von ihm führen Lichtstrahlen nach unten, durch die Tore. Nach der biblischen Erzählung sei die Stadt eine Lichterscheinung im heute griechischen Mittelmeer gewesen, und, so Spierling, habe er etwas von dem warmen, flimmernden Leuchten an den Küsten der Mittelmeerinseln einfangen wollen. Vor allem hell, bewegt und warm sollte der Ausdruck dieses Fensters sein. Die kräftigen Farben der Edelsteine durchbrechen die Stadt an verschiedenen Stellen und erzeugen farbige Linien in Rot, Gelb sowie in verschiedenen Grüntönen. Alle Linien bewegen sich schräg von links unten nach rechts oben. Auch die Stadt steht nicht gerade vor dem Betrachter, sondern ist um etwa 45 Grad gedreht. Die Stadtmitte bringt durch einen Kreis Ruhe in die dynamische Führung der Linien, die an vier Seiten je drei Himmelspforten markieren. Diese Tore wie auch der mittige Kreis sind überwiegend weiß gehalten. Das Fenster entstand kurz nach der Erweiterung der Kirche und wurden 1955 von der Firma Otto Peters aus Paderborn eingebaut. Mit dieser Firma setzte hier eine fruchtbare Zusammenarbeit ein, die noch weitere Jerusalemsfenster Spierlings hervorbringen sollte, etwa in Bösperede (1986).
Augustinus Reineke: Erklärung der Kirchenfenster in Heilig Kreuz Detmold, o.O. um 1985.
Augustinus Reineke: Katholische Kirchengemeinde Detmold, Paderborn 1988.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).