Trude Dinnendahl-Benning (1907-2002): Rosettenfenster von St. Michael in Marl (1952)
Am 11. November 1951 wurde in einer Feierstunde der Grundstein für den Bau der römisch-katholischen Michaelskirche in Marl im nördlichen Ruhrgebiet gelegt. Schon am 5. Mai 1952 erfolgte das Richtfest. Zwischen diesen Daten wurde in die Backsteinkirche ein gewaltiges Rosettenfenster eingesetzt, und zwar direkt am Hauptturm über dem Eingang in die Kirche. Das Fenster zeigt eine Darstellung der zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem mit zwölf posauneblasenden Engeln. Im Zentrum befindet sich das weiße Lamm auf goldgelbem Hintergrund in einem Tondo, um das sich in einem weiteren Kreis zwölf rote Kreuze aneinander reihen. Daran gruppieren sich zwölf einfache Rundbogentore mit einer blauen, gelben oder roten Füllung. Sie sind in vier Dreiergruppen zusammengefasst. Zwischen die Dreiergruppen wurden die Häuser der Stadt gesetzt, in unterschiedlichen Rottönen. Unter den Bauten findet man grüne Kugeln. Das sind die Edelsteine der Stadt, welche ihr Fundament ausmachen. Weiter außen steht über jedem der Tore die erwähnte Engelsfigur mit Posaune. Diese Posaunenengel sind damit zwischen die Häuser gesetzt. In einen äußeren blauen Kreis, der das Firmament markiert, wurden Sterne gesetzt.
Das imposante und beeindruckende Fenster besteht aus buntem Antikglas, Blei und Schwarzlot. Es wurde nach einem Entwurf von Trude Dinnendahl-Benning (1907-2002) aus Rheinhausen gestaltet, der Witwe des Künstlers Hubert Dinnendahl, der auch das Marienmosaik in dieser Kirche schuf. Es ist im Rahmen der Nachkriegsgeschichte der Beitrag einer Künstlerin zum Thema, die auch in den Jahrzehnten danach kein weiteres Mal ein Neues Jerusalem gestaltet hat.
1969 wurde die ursprünglich einfache Orgel durch eine neue Orgel der Firma Klais in Bonn ausgetauscht. Es handelt sich um eine Weltfirma, die u.a. die Orgeln im Kölner Dom und in der Neuen Philharmonie in Hamburg herstellte und die die Kirche zu einem Zentrum für Konzerte machte. Die neue Orgel auf der Empore brachte es allerdings mit sich, dass nun fast das gesamte Fenster verdeckt war. Die Folge: In der Kirche wurde es merklich dunkler. Nur an zwei Stellen, unten links und unten rechts, kann man heute im Kirchenschiff ein Segment des Jerusalem-Fensters sehen, was zudem durch die Schutzverglasung die einstige Pracht lediglich verschwommen erahnen lässt.
Annette Jansen-Winkeln: Künstler zwischen den Zeiten – Trude Dinnendahl-Benning, Eitorf 2006.
„Nehme(n) Sie Material…“. Zum 100. Geburtstag von Trude Dinnendahl-Benning am 9.2.2007, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 60, 2007, S. 124-129.
Claus Bernet: Klassiker des Himmlischen Jerusalem, Norderstedt 2012 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 1).