Eine meditative Stimmung erzeugen die Fenster im Feldkircher Dom St. Nikolaus in Vorarlberg. Wenn die Sonne durch die Glasfenster fällt, werfen ihre Strahlen die bunten Farben der Motive der Fenster an die gegenüberliegenden weißen Wände. Besonders die lauten Farben der Stadttore und Bauten der Stadt (Edelsteine als Material) erzeugen diesen künstlerischen Effekt. Das Jerusalemsfenster besteht aus zwei Teilen: unten stehen sich Johannes auf Patmos und ein übergroßer Engel mit mächtigen Flügeln gegenüber. Johannes ist etwas klein geraten oder kniet nieder. Rechts unten neben der Johannesfigur befindet sich eine Sanduhr oder eine Phiole, möglicherweise auch ein Weihrauchfass. Oben, im zweiten Teil des Fensters, sind zahlreiche Tore und Torbogen, auch Häuser mit Kuppeln und Segmentbögen zu sehen – die Architektur füllt diesen Fensterabschnitt fast vollständig aus. Nur rechts zieht sich eine schräge Linie von oben nach unten, die aus dem Oculi-Fenster ganz oben entspringt. Es könnte ein Lichtstrahl sein, der die Schöpfung unten erleuchtet, oder der Lebensfluss, der die Schöpfung befruchtet.
Anlässlich einer umfassenden Kirchenrenovierung und Neugestaltung des römisch-katholischen Doms aus der Spätgotik wurden die neuen Farbfenster von Martin Häusle (1903-1966), einem Künstler aus Feldkirch, von der Firma Marte aus Bregenz eingebaut. Das war im Jahr 1960.
Erwin Heinzle: St. Nikolaus Feldkirch, München 1962.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).
Rudolf Bischof, Manfred A. Getzner: Domkirche St. Nikolaus, Feldkirch, Regensburg 2018 (10).
Albert Ruetz u.a.: Von Kirchen und Kapellen in Feldkirch, Feldkirch 2018.