In den 1990er Jahren wurden einzelne Fenster der evangelischen Johanneskirche in Büttgen bei Kaarst am Niederrhein durch bleiverglaste Arbeiten von Heinz Lilienthal (1927-2006) ersetzt. Heinz Lilienthal war ein Künstler, der vor allem evangelische Kirchen mit dem Himmlischen Jerusalem als Motiv auf Glasfenstern ausstattete, so 1966 bereits in Bremen, 1977 in Bergkamen-Weddinghofen (Ruhrgebiet) und 1988 in Thedinghausen (Niedersachsen, Beispiele hier). Letztmalig stellte sich Lilienthal dem Thema im Jahre Mitte der 1990er Jahre. Im Vergleich zu den früheren Arbeiten des Künstlers ist es eine Rückkehr zur Figürlichkeit, einen weicheren Stil und eine Wiedergabe nach der biblischen Erzählung. Vor allem die Ausgestaltung geschah in dieser Weise auf ausdrücklichen Wunsch der Gemeinde, die eine Stadt haben wollte, die man sofort auch ohne große Vorkenntnisse als Himmlisches Jerusalem erkennt, etwa durch die Stadtmauer oder die zwölf Tore.
Im Jahr 1995 wurde das letzte Fenster links oben im Hauptschiff der ansonsten schlichten Johanneskirche im Wert von 30.000 DM fertiggestellt. Es war eine Spende eines wohlhabenden Gemeindemitglieds, ohne der es nicht zu diesem Fenster gekommen wäre. Lilienthal gewährt dem Betrachter aus der Vogelperspektive einen Blick in das Himmlische Jerusalem. Unten ist das Edelsteinfundament angedeutet, in Form horizontaler Bänder in unterschiedlichen Pastelltönen in Erdfarben. Die Stadt darüber mit zwölf Toren und verstreuten Häusern und Kuppelbauten darin ist vom Lebensfluss an vier Seiten umzogen. Leider stören zwei schwarze Pfeiler der Konstruktion den optischen Genuss, wobei die Stadt mit einer Ecke nach vorne durchbricht und in den Kirchenraum zu kragen scheint. Innen im Stadtzentrum findet sich eigentlich weniger als außen, man muss unweigerlich an Hans Sedlmayers „Verlust der Mitte“ denken.
Werner Kloos: Heinz Lilienthal. Werdegang und Werk. Gestaltung in Glas, Stein und Metall, Bremen 1985.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).