Fedor Nikitich Rozhnov: Auferstehungs-Ikone der Mariä-Entschlafens-Kathedrale, Moskau (1699)
Diese Ikone hat wahlweise den Titel „Auferstehung“ oder „Abstieg in die Hölle“. Sie ist im Jahr 1699 von dem Maler Fedor Nikitich Rozhnov in Moskau angefertigt worden, wo sie noch heute nahe dem südlichen Eingang in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale auf dem Kreml aufbewahrt wird. Es gibt eine ganze Gruppe von Ikonen dieses Titels, doch diese Arbeit weist einige Besonderheiten auf: Die Temperamalerei steht, was das Neue Jerusalem angeht, mehr unter westlichem Einfluss. Konkret ist von der Kenntnis des berühmten Kupferstichs „Vitam Aeternam“ von ca. 1570 auszugehen, eine Gemeinschaftsarbeit von John Baptista Vrints und Marten de Vos, die oftmals kopiert wurde.
Bei dieser Ikonenfassung von „Auferstehung“ befindet sich die Stadt nicht, wie gewöhnlich, im oberen Bilddrittel, sondern verschoben an die rechte Seite. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass dort dann nur die linke Hälfte der Stadt dargestellt ist und die Malerei abbricht. Glücklicherweise ist das Zentrum mit dem runden Zionsberg nicht zerteilt worden, aber das Neue Jerusalem ist hier doch nur eine halbe Sache.
Ebenfalls anders als bei den übrigen Fassungen von „Auferstehung“: Alles glänzt in Gold, mehrere Stadttore sind außen zu sehen, es sind einfache Rundbögen. Innen hingegen zeichnen sich sehr vereinzelt Häuser ab, die von Laubbäumen umgeben sind und gewissermaßen vier Stadtviertel abgeben.
In der Stadtmitte befindet sich ein kleiner Zionsberg. Allerdings scheint das Lamm zu fehlen, wie auch die Tore nicht mit Engeln besetzt sind. Vor der Stadt sind unten einige weißliche Pinselstriche zu erkennen: Entweder sind es Menschen, die gerade Auferstehen, oder solche, die es nicht in die rettende Stadt geschafft haben und inzwischen zu Skeletten verwest sind.
Ich. Ja. Kačalova: K istorii nyne suščestvujuščego ikonostasa Uspenskogo sobora, in: Gosudarstvennye Muzei Moskovskogo Kremlja [GMMK] (Hrsg.): Materialy i issledovanija, 2, Moskva 1976, S. 104-108.
Hubert Faensen, Klaus G. Beyer: Kirchen im Moskauer Kreml, Berlin 1980.
Irina Kačalova: Mariä-Entschlafens-Kathedrale, Moskau 2003.