Simon F. Uschakow (1626-1686) und Gury Nikitin (1620-1691): Glaubensbekenntnis-Ikone (1668)
Unter allen Glaubensbekenntnis-Ikonen ist diese vielleicht die bekannteste, was daran liegen mag, dass man Maler und Entstehungsjahr genau kennt: Es handelt sich um eine Gemeinschaftsarbeit von Simon F. Uschakow (1626-1686) und Gury Nikitin (1620-1691) aus dem Jahre 1668. Diese Ikone war eine Auftragsarbeit für die Kirche St. Gregor (der Wundertäter) in Polyanka bei Moskau, wo sie Jahrhunderte hinter dem rechten Chor aufgestellt war. Im Zuge der Kirchenverfolgung in der Sowjetunion sollte sie erst vernichtet werden, doch dann gelangte die Pretiose glücklicherweise in das Staatliche Russische Museum des damaligen Leningrad, heute St. Petersburg.
Es ist eine Temperamalerei auf Holz, von der Gesamtgröße von 130 x 77 Zentimeter. Die Ikone besteht aus einem oberen Teil und zwölf einzelnen Feldern, in Analogie zum orthodoxen Glaubensbekenntnis. Das letzte abschließende Feld unten rechts zeigt das Himmlische Jerusalem mit zwölf Toren, Engeln und einer ornamentierten Stadtmauer. Es besticht durch helle warme Farbtöne, die Darstellung der Blumen und Pflanzen ist überaus fein, die kleinen Miniaturbauten zu beiden Seiten einzigartig. Die vergoldeten Giebel der Tore ähneln bereits Rocaillen des Rokoko, obwohl es den noch gar nicht gab. Vorlage für die formale Gestaltung der Stadt war eine Ausgabe der Schrift Theatrum Biblicum von Claes Jansz Visscher (1587-1652), die seit 1643 in zahlreichen Auflagen erschien und die Ikonenmalerei Russlands in vielfältiger Weise beeinflusst hat, nicht nur in Bezug auf die Darstellung Jerusalems.
Eine Kopie dieses Ikonenfeldes entstand in Kostroma in den 1680er Jahren. Der Maler ist namentlich bekannt, auch dort war es Gury Nikitin, der diese spätere Glaubensbekenntnis-Ikone für die Verkündigungskathedrale in Moskau anfertigte. Leider ist aber gerade das Feld mit dem Neuen Jerusalem dort schwer beschädigt, die Farbe ist bereits zu 60% abgeblättert oder hat sich vom Holzuntergrund gelöst, so dass das Werk als Verlust gelten muss.
V. Brjussow: Gury Nikitin, Moskau 1982.
Natal’ja I. Komaško: Kostromskaja ikona XIII-XIX vekov, Moskva 2004.
Karl Christian Felmy: Das Buch der Christus-Ikonen, Luzern 2004.