Die römisch-katholische Kirche St. Josef in Vöhrum (Bistum Hildesheim) wurde 1959 errichtet. Damals war war Vöhrum noch eigenständig, heute ist es ein Ortsteil von Peine. Der Innenraum der neuerbauten Kirche wurde zunächst an der Westseite mit einem Buntglasfenster ausgestattet, da dort der Bau zur Hauptstraße hin ausgerichtet ist und man die Motive auch von außen sehen kann. Frühzeitig bedauerte man, dass die Gemeinde aber bei Messen auf transparentes Industrieglas auf der Ostwand sehen musste. Des weiteren ist die Westseite eher am Nachmittag beleuchtet, während die Messen am Morgen statt finden, zusätzlich ist das Fenster durch die Orgelempore beeinträchtigt. Anfang der 1990er Jahre entschloss die Gemeinde sich, nochmals eine weitere, zweite Fensterfront einzubauen. Das verwundert, denn schon zu diesem Zeitpunkt ging die Mitgliederzahl zurück, das Ende von St. Josef als selbstständige Kirchengemeinde mit damals noch eigener Pfarrerstelle war absehbar.

Es gelang diesmal, ein Fenster höchster Qualität einzubauen. Dafür gewann man die Glasmanufaktur Derix, die hier mit Albert Reinker (1926-2014) zusammenarbeitete. Der Meister aus Everswinkel hatte schon zuvor mehrfach bewiesen, dass er das Thema „Neues Jerusalem“ als künstlerische Aufgabe überzeugend lösen konnte. Vornehmlich seine Ausführung in Kirchlengern war in Peine nachweislich bekannt und galt als ein Art Grundgerüst, nach welchem sich Reinker in St. Josef richten sollte. Dazu existiert eine mehrseitige „Arbeitsanweisung“, die die Vorstellungen der Gemeinde an den Künstler richtete (Wunsch zu einer „Lösung, die den Formen und Proportionen des Raumes gerecht wird“, Verzicht auf „zu viel farbliche Nuancen in Respekt auf das bereits bestehende Fenster“ usw.)
Auch hier steht das Lamm im Zentrum. Sein apokalyptischer Gehalt ist hervorgehoben, da der Künstler das Tier mit sieben Augen ausgestattet hat, die auf dem Fell verteilt sind. Häuser der himmlischen Stadt sind im Hintergrund eingearbeitet. Wie in Kirchlengern formt die Stadt ein Quadrat, die in Vöhrum in ein äußeres Quadrat gesetzt wurde. Hier, am äußeren Rand, sind an jeder Seite der quadratischen Fensterwand goldgelbe Tore zu finden.

Die Verteilung hat Reinker so gelöst, dass er jeweils ein Tor in eine Ecke gesetzt hat, dann jeweils zwei weitere Tore auf eine Längsseite setzte. So sind an jeder Seite vier Tore aneinander gereiht, aber insgesamt sind es nicht sechzehn, sondern zwölf. Bei den Toren, wie auch auf dem übrigen Fenster, sind nur geringe Partien handgezeichnet. Die figürlichen Motive entstehen hauptsächlich durch die Bleiruten, bei den Toren zusätzlich durch farbige Glassteine.

Vöhrumer Ortschronik: Von Vorden nach Vöhrum, Peine 1983.
Willi Stoffers: Bistum Hildesheim heute, Hildesheim 1987.
Paul Leidinger: Kunst als Lobpreis Gottes und seiner Schöpfung. Zum Gedenken an den Künstler Albert Reinker (1926-2014), in: Münsterland, 64, 2015, S. 298-301.



