Drei Jahre nach seinem Fenster für die Philipp-Matthäus-Hahn-Kirche in Onstmettingen entwarf Wolf-Dieter Kohler (1928-1985) eine ähnliche Konzeption für die Georgskirche in Willsbach im Landkreis Heilbronn. Beide Bauwerke gehöre der evangelischen Landeskirche Württembergs. Handelte es sich in Onstmettingen um ein Rundfenster im Kirchenschiff, so war es in Willsbach eine dreiteilige Fensterbahn im Chorbereich. Das Onstmettinger Fenster wurde von Valentin Saile, das Willsbacher Fenster von Siegfried Gaiser angefertigt. Im Gegensatz zu dem vielbeachteten Fenstern in Onstmettingen ist der Beitrag Kohlers für Willsbach ein echter Geheimtipp: Es existiert weder ein Wikipediaeintrag noch ein Kirchenführer, Fachliteratur schon gar nicht.

Die in diesem einen Fenster in Chor der Kirche versammelten Motive waren in Willsbach der einzige Fensterschmuck, so dass es fast eine Zwangsläufigkeit war, das Himmlische Jerusalem um Christus zu erweitern, hier in einer Art und Weise, wie es der Künstler schon oft getan hatte: unten zentrale Szenen eines christlichen Lebens wie Taufe, Unterweisung und Tod, darüber Christus Pantokrator mit den Wundmalen, auf einem Regenbogen sitzend, von zahlreichen Engeln umgeben. Ihre Flügel erzeugen die expressive Struktur, die man in vielen Fenstern Kohlers entdecken kann, sei es durch Lichtstrahlen, den Lebensfluss oder eben wie hier durch die roten Engelsflügel. 
Die Stadt darüber manifestiert sich mittels zwölf wuchtiger Tore, die ein lateinisches Kreuz umrahmen. Aus diesem Kreuz, dessen Holzmaserung angedeutet ist, entspringen zahlreiche rote Früchte. Damit nimmt Kohler auf ein altes mittelalterliches Bildmotiv auf: aus dem toten Holz des Kreuzes entspringt durch den Opfertod Christi neues, jetzt ewiges Leben. Zu dem Lebensmotiv passt auch der Lebensfluss, der hier als blaues Kreuz direkt in das Holzkreuz gesetzt ist, jedoch mit querstrebender Ausrichtung, was nochmals den expressiven Grundcharakter dieser Arbeit betont.