Wolf-Dieter Kohler (1928-1985), Rudolf Yelin (1902-1991): Evangelische Martinskirche in Kornwestheim (1968)
Im Jahr 1968 kam es wieder einmal zu einer Zusammenarbeit der drei württembergischen Meister der Glasmalerei, Wolf-Dieter Kohler (1928-1985), Rudolf Yelin (1902-1991) und Adolf Saile (1905-1994). Auf dem entsprechenden Fenster ist unten eingeschrieben, dass Yelin den Entwurf und Saile die Ausführung geleistet hätten, so dass man sich fragt, was der Beitrag von Kohler gewesen sein mag.
In Wirklichkeit verhielt es sich etwas anders: Als Kunstbeauftragter der württembergischen Landeskirche war Yelin mit dem Umbau der evangelischen Martinskirche (Dorfkirche) von Kornwestheim beauftragt. Aufgrund seiner Vielbeschäftigung und seines hohen Alters hat Yelin kaum mehr Werke selbst ausgeführt, sondern mehr Ideen entwickelt, Konzepte vorbereitet und vor allem Aufträge verteilt. Die Darstellungen des Neuen Jerusalems, die Yelin bislang erarbeitet hatte, sahen anders aus als im dritten Chorfenster in Kornwestheim: es sind meist große, rechteckige Tore, deren Zahl bei Yelin oft über die Zwölf hinausgeht, da er eine Architekturagglomeration bevorzugte, bei der sich Tore und Häuser vermengen.
Die Art der Zeichnung und vor allem die Auswahl und Anordnung der Motive verweist auf die Handschrift Kohlers. Hier sind weniger Tore als Zwölf zu sehen, zudem recht klein, wenn man man bedenkt, dass diese sich in etwa zehn Meter Höhe im Maßwerk versteckt finden, neben einer weißen Taube. Weiß, Rot und – ungewöhnlich – Grün sind hier die vorherrschenden Farben. Sie erinnern an Bauklötzchen, nicht immer wird deutlich, ob es sich um ein Tor, eine Tür oder ein Haus handelt.
Unten, auf den drei Längsbahnen, hat Kohler zwei Mal Christus eingefügt: einmal an Lehrenden unter seinen Jüngern, dann als Auferstandenen mit Märtyrern.
Der Einbau der neuen Chorfenster erfolgte 1968, sie alle wurden von Adolf Saile in seiner Manufaktur Valentin Saile hergestellt. Die feierliche Einweihung war der Schlusspunkt einer radikalen Purifizierung der Jahre 1967 bis 1968, bei der stark in die bauliche Substanz eingegriffen wurde und auch die vorangegangenen Buntglasfenster komplett vernichtet wurden.
Markus Otto: Die evangelische Martinskirche in Kornwestheim, in: Hie gut Württemberg. Menschen, Geschichte und Landschaft unserer Heimat, 34, 1983, S. 15-16.
Barbara Scholkmann, Sören Frommer (Hrsg.): St. Martin in Kornwestheim. Archäologie und Geschichte einer Kirche, Stuttgart 2013.
Jörg Krause: 500 Jahre Chorraum in der Martinskirche –Aspekte der Baugeschichte der Kornwestheimer Martinskirche, in: Kornwestheimer Geschichte, 4, 2016, S. 16-22.