Im Jahr 1968 fand am Erntedankfest die Einweihung der neuen Chorfenster statt, die Wolf-Dieter Kohler (1928-1985) aus Stuttgart für die evangelische Johanneskirche in Münchingen, eine Stadt nördlich von Stuttgart gelegen, ein Jahr zuvor entworfen hat. Angefertigt wurde die Glasarbeit dann von Siegfried Gaiser in Stuttgart. Der Patron der Kirche, Johannes, und damit die Gottesstadt war für den Kirchengemeinderat und seinen damaligen Vorsitzenden Pfarrer Friedrich Kirschbaum der Ausgangspunkt für die Wahl der Motive der neuen Chorfenster. Diese waren damals der Höhepunkt einer umfassenden Purizierung, die stark die historische Erscheinungsweise des Gebäudes veränderte. Die Farbigkeit der neuen Fenster basiert auf Blau und Rot, um anzudeuten, dass sich hier Wasser und Blut vermengt. Dazu kommt noch das Weiß als Symbol der Reinheit, die Wasser und Blut reinigt. Das sei, nach Aussage des Pfarrers, die eigentliche Hauptaussage der Chorfenster. Im Inneren sind mit zwölf roten Kreise die Früchte des Lebensbaums dargestellt. Die darum gelegten Tore zeigen in der Füllung die Edelsteine der Stadt.
In seiner Gesamtheit ist die Glasmalerei des Mittelfensters nur von der gegenüber liegenden Empore zu sehen, da sie ansonsten von Teilen der mehrfach umgebauten Barockorgel verdeckt wird, wie man es in Württemberg öfters antrifft. Vierzig Jahre nach Einbau mussten Reparaturen, die durch mutwillige Beschädigung verursacht worden war, vorgenommen werden. Diese wurden von der Stuttgarter Firma Valentin Saile 2007 ausgeführt.
Festschrift zum 500-jährigen Jubiläum der Johanneskirche Münchingen, Münchingen (1988).
Rotraut Völlm: 500 Jahre Johanneskirche Münchingen – Führer durch die Johanneskirche, Korntal-Münchingen 1988.
Christa Birkenmaier (Hrsg.): Wolf-Dieter Kohler, 1928-1985. Leben und Werk, Petersberg 2021.
Ewald Gaukel: Kunst in Bild und Stein – Evangelische Johanneskirche Münchingen, Münchingen 2023.