Heinz Gernot (1921-2009): Schmuckkreuz in St. Katharina in Wissen-Schönstein (um 1970)
Heinz Gernot (1921-2009) wurde in Andreashütte (Schlesien) in einer handwerklichen Familie geboren; sein Vater war dort Schmiede- und Schlossermeisters. So begann auch der Sohn zunächst eine handwerkliche Ausbildung als Steinmetz in Deutsch-Wette, wechselte aber zu einer Steinbildhauerlehre in Köln, wo er sicherlich mit den großen Kunstwerken und Bauten vor der Zerstörung der Stadt Inspiration und Anregung erfuhr. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss Gernot sich zu einem Kunststudium, das nach der Aufnahmeprüfung an der Düsseldorfer Kunstakademie 1950/51 begonnen wurde, u.a. bei Josef Mages und Soltan Székessy, dessen Meisterschüler er wurde. In den folgenden Jahren hat er vor allem liturgische Gerätschaften und Kirchenschmuck für katholische Kirchen im Rheinland geschaffen, zahlreiche Altäre und Tabernakel, aber auch Taufbecken, Beichtstühle, Reliquienschreine.
Im Oeuvre des Künstlers machen Schmuckkreuze eine eigene Gruppe aus, darunter solche Kreuze in den Kirchen Hl. Geist in Kerpen, Hl. Dreikönige in Leverkusen, St. Clemens in Köln u.a. – nicht alle diese Beispiele haben sich erhalten. In der römisch-katholischen Kirche St. Katharina in Schönstein bei Wissen (Westerwald) kann man noch ein solches Kreuz finden, bei dem der Jerusalems-Bezug unverändert im ursprünglichen Kontext deutlich wird.
Das Kreuz schmückt dort die Stirnseite des Altarraumes der Pfarrkirche. Heinz Gernot hatte Ende der 1960er Jahre für diese Kirche den Altar und acht Leuchter gestaltet, dann auch eine Plastik mit dem Lebensbaum, Türen, eine Staue der Heiligen Katharina und anderes. Das Kreuz war die letzte Anschaffung des Inventars im Kirchenraum vor der feierlichen Konsekration der neuen Pfarrkirche am 12. Juli 1970. Demnach müsste es kurz zuvor, Ende 1969 oder Anfang 1970, entstanden sein. Die Kirche war aber bereits Jahre zuvor in Gebrauch: 1963 war die Grundsteinlegung, 1964 erfolgte der Einbau der Buntglasfenster von Paul Weigmann, der hier übrigens ebenfalls das Himmlische Jerusalem thematisierte, und eine seltene Aufnahme jeder Jahre kann den Unterschied der Raumgestaltung ohne bzw. mit dem Schmuckkreuz dokumentieren:
Es ist nachvollziehbar, dass die ungeschmückte weiße Altarwand mit dem Kreuz einen optischen und inhaltlichen Bezugspunkt erhalten sollte. Das sieben Zentner schwere Kreuz stellt Christus im quadratischen Mittelfeld nicht als den Gekreuzigten dar, sondern als den erhöhten Herrn, den Herrn über Leben und Tod auf dem Thron. Es ist eine figürliche monochrome Gestaltung mit Anklängen an die Neoromanik. Um das mittige Feld wurden vier weitere Felder gesetzt, so dass eine Kreuzform entsteht. In diese vier Felder hat der Künstler an den jeweiligen Außenseiten drei Öffnungen gesetzt, die durch eine schmale Profilierung, die an die Mauer der Stadt erinnert, voneinander getrennt sind. Durch die Öffnungen erscheint die hintere Altarwand. Mit diesem Wechsel von dunklem Metall zu heller Rückwand entsteht ein starker Kontrast, der aus der Ferne wirkt, als würden die zwölf Tore Jerusalems leuchten.