
Gottfried Zawadzki (1922-2016): Buntglasfenster aus der evangelischen Kirche von Dresden-Langebrück (1984)
Gottfried Zawadzki (1922-2016) war ein führender Glasmaler in der DDR, über 500 Glasbildfenster, Betonglasgestaltungen und Wandbilder gehen auf ihn zurück, überwiegend in Osteuropa. In diesem reichhaltigen Schaffen fand auch das Himmlische Jerusalem seinen Platz, etwa bei der Liebfrauenkirche in Bautzen (um 1970) oder bei der Kirche St. Peter und Paul in Senftenberg (1977). Im Gegensatz zu seinen meisten westdeutschen Kollegen findet man Zawadzkis Kunstwerke in römisch-katholischen wie auch in evangelischen Kirchen. Durch seine akademische Ausbildung (Studium Hochschule für Bildende Künste in Dresden), durch seine langjährige Erfahrung und durch sein handwerkliches Können zählte er zu den führenden Glaskünstlern des 20. Jahrhunderts und führte die Sakralkunst auf seinem Gebiet zu einem Höhepunkt, der danach aus verschiedenen Gründen nicht wieder erreicht wurde (zurückgehender Kirchenbau, allgemeine Kirchenkrise, Aufkommen der KI in der Kunst etc.).
Gottfried Zawadzki arbeitet monatelang an einzelnen Aufträgen, mehrmalige Ortsbegehungen waren damals noch eine Selbstverständlichkeit. Von 1982 bis 1984 beauftragte man ihn mit dem Umbau und der Innenraumneugestaltung, der evangelischen Kirche von Langebrück bei Dresden, wo der Künstler den Altartisch, einen Leuchter und neue Buntglasfenster entworfen hat. Die Ausführung der Fenster lag in den Händen von Paul J. Hackebei aus seiner Glaserei in Klipphausen.
An der linken Seite des Hauptschiffs zeigt das zweite Fenster, ähnlich wie schon in Senftenberg, die zwölf ineinander geschobenen Tore des Neuen Jerusalem. Unten fällt ein größeres Tor auf, durch das ein goldgelber Lebensweg nach oben führt, wo die Tore in zwei Reihen übereinander gesetzt wurden, fünf links, vier rechts. Die letzten beiden Tore sind ganz oben übereinander gesetzt. Dort sind die Scheiben etwas dunkler, blaue Töne überwiegen, während weiter unten vor allem helle weiße Scheiben viel Licht in den Raum geben.
Die Tore selbst stehen alle offen; es sind einfache Rechtecke, ohne angrenzendes Mauerwerk oder weitere apokalyptische Bezüge. Das Fenster sollte vor allem durch seine Konzentriertheit und Einfachheit überzeugen, der Künstler schrieb dazu 2002: „Anders als in vorangegangenen Arbeiten sollte die Form so weit wie irgend möglich abstrakt gehalten sein, gleichzeitig sollten aber runde Formen und warme Farben einen positiven Eindruck erzeugen. (…) Die Staffelung der Tore sollte etwas Serielles haben, ein rhythmischer Gleichklag durch die Doppelung der Tore sollte den Blick nach oben richten und möglichste eine gewisse Erwartungshaltung oder doch zumindest Spannung erzeugen. Durch das Haupttor wird man nach Innen gezogen und man verliert sich immer mehr von Tor zu Tor in der jenseitigen Welt – so in etwa waren die Worte, mit denen die Gemeinde in der ersten Besprechung ihre Wünsche an mich herangetragen hat und die mir als Grundlage meines Entwurfs dienten.“
Viktor Klink: 700 Jahre Kirche Langebrück, 1288-1988. Vor 700 Jahren erste urkundliche Erwähnung, Langebrück 1988.
Gottfried Zawadzki: Malerei, Grafik, Kirchenraum, Glasbild, (Dresden), Bautzen 1993.
Miteinander im Dresdner Heidebogen. Kirche + mehr für das Kirchspiel Dresdner Heidebogen. Klotzsche, Langebrück, Medingen und Großdittmannsdorf, Ottendorf-Okrilla, Weixdorf mit Grünberg und Hermsdorf, Wilschdorf-Rähnitz, Dresden (2024).