
Fabian Möller (geb. um 1600, gest. nach 1635): Chorschmuck der Marienbasilika Krakau (1635)
Die Marienkirche oder auch Marienbasilika ist der bedeutendste Sakralbau Krakaus, weltbekannt wegen des Hochaltars von Veit Stoß. Ein Jahrhundert nach seinem Einbau wurde der Chorbereich mit aufwendigen Schnitzereien erneut aufgewertet, zunächst mit einem Baldachingestühl zu beiden Seiten des Chorraums. Es wurde 1586 angefertigt und dann 1635 um gestreckte Rückenlehnen ergänzt, die der gebürtige Danziger Fabian Möller (geb. um 1600, gest. nach 1635) mit Flachreliefs verzierte. Sie alle zeigen Szenen aus dem Leben Christi und Mariens, darunter die Vermählung Mariens mit dem Heiligen Josef, Mariä Verkündigung, Mariä Heimsuchung, die Geburt Christi, die Anbetung der Heiligen drei Könige oder Mariä Himmelfahrt. Die letzte der Holztafeln auf der linken Seite, unmittelbar am Hauptschiff, zeigt Maria Immaculata mit ihren Symbolen.
Es lag nahe, in einer Marienkirche das Leben Mariens zu thematisieren, aber auch der bereits kurz zuvor geschaffene Marienzyklus aus dem Augustinerkloster in Kazimiers wird seinen Einfluss ausgeübt haben. Das gilt vor allem für die Tafel mit der Maria Immaculata, die mit Sonne und Mond, der Himmelsleiter, dem Brunnen, dem Spiegel Mariens aus der Auswahl der gut einhundert Mariensymbole genau die gleichen wie im Augustinerkloster trifft; sich zum Teil auch an die gleiche Anordnung hält. Freilich, in seiner architektonischen Ausgestaltung mit der golden-silbernen Bemalung ist das spätere Werk bereits am Übergang von von der Renaissance zum Barock. Durch die Profilierung der Schnitzereien sind die Symbole besonders gut herausgearbeitet, bei der goldenen Himmelspforte mit dem gesprengten Giebel ist sogar ein Schlüsselloch eingearbeitet.
Über ihr, ebenfalls auf der linken Seite, findet man übrigens eine weitere, etwas einfacher gehaltene Pforte. Mit ihrer roten Füllung ist auch dort eine Porta Clausa dargestellt, so das Möller versehentlich zwei geschlossene Pforten eingearbeitet hat.
Zu Füßen Mariens ziehen sich die Bauten der Civitas Dei entlang. Die liebevolle Bearbeitung von Dächern, Mauern, Fenstern und anderen Details zeigt das ganze Geschick Möllers, der zu seiner Zeit zu den ersten Schreinermeistern seiner Zunft gehörte.
Leszek Ludwikowski: Kraków i okolice, Warszawa 1978.
Michał Rożek: Die Marien-Basilika in Krakau, Krakau 2001.
Tadeusz Jurkowlaniec: Małpa, lew i paralityk. Kilka uwag o dekoracji rzeźbiarskiej prezbiterium kościoła Mariackiego w Krakowie, in: Biuletyn Historii Sztuki, 72, 1-2, 2010, S. 5-30.