Historistische Kirchenfenster aus St. Antonius von Padua in Nijverdal (1921)

Als die Zahl der Gemeindemitglieder Nijverdal (niederländische Provinz Overijssel) gegen Ende des 19. Jahrhunderts sprunghaft anstieg, wurde der Neubau einer römisch-katholischen Kirche geplant. Das konnte aber erst nach dem Ersten Weltkrieg umgesetzt werden, unter maßgeblicher Initiative von Pfarrer Wiegerinck. Es entstand eine neogotische Backsteinkirche als dreischiffige Kreuzbasilika, die am 13. Juli 1921 dem Heiligen Antonius von Padua geweiht wurde (Antonius van Paduakerk).
Der Architekt H. Kroes orientierte sich ganz am traditionellen Kirchenbau, und auch im Inneren setzte man auf Bewährtes, so dass man auch noch heute, nach Zerstörungen der Kirche durch Kriegseinwirkungen 1944, den Eindruck gewinnt, man hätte eine unzerstörte Kirche des späten 19. Jahrhunderts vor sich. Die Buntglasfenster mit biblischen figürlichen Szenen und Heiligenfiguren unterstreichen diesen Eindruck. Erstaunlicherweise haben diese Fenster die Kriegseinwirkungen überstanden, so dass 1946 lediglich Reparaturen und geringfügige Ergänzungen notwendig wurden. Die Fenster stammen nachweislich von 1921. Die Originale sind nicht mit einer Signatur versehen, und es ist nicht bekannt, welcher Künstler oder welche Glaserei sie ausführten.

Im Chorbereich findet man ein klares Konzept: in der Mitte Christus, an den Seiten jeweils zwei der Evangelisten. Links sind es Matthäus und Markus, rechts Lukas und Johannes. Während unten ihre Symbole, die in der Johannesoffenbarung genannt sind, zu finden sind, hat man über die Figuren das Neue Jerusalem gesetzt. Hinter polygonal versetzen Mauern findet man zahlreiche Bauten, die sich über beide Fensterbahnen hinweg ziehen, links im antiken Stil, rechts in mittelalterlicher Architektur.

Ganz oben, in einem weiteren Fenster des Maßwerks, entdeckt man Symbole, die nochmals den apokalyptischen Kontext unterstreichen: Links thront das Lamm auf dem Buch des Lebens, rechts verweisen Brote und ein Fisch auf die wundersame Brotvermehrung, die hier darauf verweist, dass in der Stadt niemand Mangel erleidet.

Harry Scholten: Het ontstaan van Rooms Katholieke kerk te Nijverdal. Sint Antonius van Padua, Nijverdal 1996.
E. F. Ruhof: Parochie Sint Antonius van Padua Nijverdal, 1905-2005, o.O., 2005.

 

tags: Niederlande, Historismus, Brotvermehrung
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