Udo Vogel: Portalschmuck der Kirche „Zum Guten Hirten“ in Nürnberg-Boxberg (2002)

Es gibt eine lange Tradition, an sakralen Bauten bereits außen das Himmlische Jerusalem anzubringen, sei es als Wandmalerei, als Steinskulptur (Tympanon) oder als moderner Bauschmuck. Charakteristisch für moderne Kunst ist eine Ausführung mit einem hohen Grad an Abstraktion. Ohne besondere Vorkenntnisse würde man beim Betreten dieser Kirche kaum erkennen, dass man sich unter dem Himmlischen Jerusalem befindet. Die evangelische Kirche „Zum Guten Hirten“ wurde in Nürnberg-Boxberg am 21. Juli 1968 eingeweiht. Sie war zunächst eine Filialkirche von St. Georg in Kraftshof, wurde 1974 eine eigene Gemeinde und wurde 2024 wieder mit Krafthof vereint.
Der Nürnberger Architekt und Maler Kurt Engelhardt (1921-1991) plante ab 1966 den Kirchenbau, nach Vorbild der Auferstehungskirche in Nürnberg-Zabo. Mit seiner Lochfassade, dem blechverkleideten spitzen Turm und dem Werkstoff Backstein wurde mit der Kirche zum Guten Hirten“ ein Kontrast zur konventionellen Wohnbebauung der Umgebung geschaffen – die Kirche würde man so eher in Hamburg oder Bremen vermuten als in Mittelfranken.

Engelhardt führte der Zugang zur Kirche über ein Atrium oder ein Forum. Der Ideologie jener Jahre nach sollte hier das „Leben“ statt finden, sich Menschen treffen, ins Gespräch kommen oder wie auf Foren in der Antike in der Sonne sitzen und philosophieren. Über das Portal wurde dann 2002 zwischen Kirche, Sakristei und Jugendräumen zur Straßenseite in drei Meter Höhe ein Reliefband gesetzt. Es zeigt in stilisierter Form die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem. Dabei wurden einem vorhandenen Betonband Elemente aus verblendetem Edelstahl vorgesetzt, die die Tore der Stadt nachbilden. In jedes Tor wurde ein rechteckiger Block gesetzt, was an die Edelsteine als Fundament angelehnt ist. Genaugenommen sind es nicht zwölf, sondern dreizehn Tore. Das dreizehnte Tor in der Mitte überragt die anderen leicht, ist an allen vier Seiten geschlossen und sein Block im Zentrum ist nicht nur größer, sondern auch glatt geschliffen, wodurch er bei Sonne das Licht reflektiert und glänzt.

Damit ist indirekt Christus dargestellt, als Hirte umgeben von den zwölf Jüngern bzw. Aposteln. Anregung zu dem Werk gab möglicherweise ein Gemälde auf der Empore dieser Kirche mit bereits apokalyptischer Thematik, so dass dieser Gedanke nach außen fortgesetzt wurde. Ausgeführt wurde die Arbeit von dem Metallkünstler Udo Vogel (geb. 1943), damals aus Fürth.

 

tags: Metall, Portalkunst, Mittelfranken
Share:
error: