
Helmut Münch (1926-2008): Antependium aus der Christuskirche Donauwörth (um 1978)
Die evangelische Christuskirche in Donauwörth wurde 1863 erbaut. Anfang der 1960er Jahre kam es zu baulichen Umgestaltungen, die damals vorhandenen Antependien wurden mit einer speziellen Vorhangschiene hinter dem hölzernen Altar befestigt. Als 1978 die Kirche neu getüncht wurde, hat der damalige Pfarrer sich für neue Antependien entschlossen. Zunächst lieh man sich die Antependien der evangelischen Kirche von Mönchsdeggingen aus, die man bald liebgewann – von dem gleichen Künstler wollte man ebenfalls etwas haben – und das war Helmut Münch (1926-2008).
Eine der Neubestellungen, vorgesehen für den Altar, zeigt das Himmlische Jerusalem. Seine Grundfarbe ist violett, damit gehört es zur liturgischen Farbe Rot, die an Pfingsten, Konfirmationen, Ordinationen und am Reformationsfest vor dem Altar, sichtbar für die ganze Gemeinde, aufgehängt ist. Dazu gehört ein weiteres schmaleres Parament für das Lesepult, welches ein Wellenornament zeigt. Auf dem Altarparament dominieren zwölf blockartige Tore mit roter Füllung.
Sie sind in Dreiergruppen gesetzt, wobei bei der vorderen und der hinteren Gruppe etwas von der Stadtmauer zwischen den Toren zu erkennen ist. Sechs der Tore haben am Bogen einen dunkelroten Rand, der sie plastischer erscheinen lässt. Diese Tore sind unregelmäßig verteilt, ein Merkmal des Künstlers, das sich auch auf anderen seiner Werke finden lässt. Die Tore umziehen ein Viereck, in das mehrere Häuserblöcke gesetzt sind; man erkennt dort weitere Eingangstüren und Fenster. An den Seiten überdecken die Bauten sich gegenseitig, hier kommt auch hellvioletter und grauer Stoff zum Einsatz. Das Zentrum ist hier einmal nicht von dem Lamm besetzt, sondern vom Christusmonogramm (auch Chi-Rho). Die griechischen Buchstaben Χ (Chi) und Ρ (Rho) sind so gesetzt, dass sie ein Hexagramm bilden, dass sich mit hellen, gelben Farbtönen vom restlichen Parament abhebt.
Das Textwerk stammt aus der Bildweberei des Glasmalers und Kunsthandwerkers Helmut Münch aus Ebrantshausen, einem Ortsteil der Stadt Mainburg. Es entstand noch in der alten Werkstatt mit der Postleitzahl 8301, vor seinem Umzug nach 8302. In den 1970er Jahren war die Weberei noch im Betrieb, später arbeitete er vermehrt an Glasmalereien. Neben seiner Frau, die die Korrespondenz und das Büro führte, war Münch damals der einzige feste Mitarbeiter, so dass davon auszugehen ist, dass der Entwurf aus seiner Hand stammt.
Isabella Kreim: Helmut Münch – der Maler der Hallertau, Mainburg 1996.
Joachim Hensold, Christa Söllner: 150 Jahre Evangelische Christuskirche Donauwörth. Geschichte und Gegenwart der evangelischen Kirchengemeinde in Donauwörth, (Ludwigsmoos) 2013.