Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): St. Berhardskirche in Göppingen-Holzheim (1977)

An den Städten der Fils findet man in zahlreichen evangelischen Kirchen Glasfenster, die das Himmlische Jerusalem zeigen, darunter auch solche von Wolf-Dieter Kohler. Neben der Oberhofenkirche im Norden von Göppingen ist dies ebenso im Ortsteil Holzheim im Süden der Fall. Im Gegensatz zur Oberhofenkirche ist die Holzheimer Kirche weniger bekannt, Fachliteratur existiert nicht. Dabei handelt es sich auch bei diesem Bau um eine Kirche, die in ihrer Architektur bis in das späte Mittelalter zurückreicht und 1463 erstmals schriftlich nachgewiesen ist. Gotische Spuren kann man noch an dem originalen Maßwerk erkennen. Nicht aus dem Mittelalter erhalten haben sich die Fenster, die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erneuert wurden. Zuletzt war dies 1977 der Fall, als im Altarbereich drei motivische Buntglasfenster eingesetzt wurden. Hergestellt wurden sie von Siegfried Gaiser in Stuttgart, wie es auf einem der Fenster rechts unten vermerkt ist.

Die Fenster haben eine klare, einheitliche, auch liturgisch erklärbare Farbzuordnung, was sich bei Arbeiten Kohlers öfter finden lässt, hier Grün (Geburt Christi), Rot (Kreuzigung) und erneut Grün (Pfingsten). Es folgt dann seitlich rechts ein weiteres, viertes Fenster, das sich bereits außerhalb des Chorbogens befindet und zur Wandseite hin ausgerichtet ist.

Es zeigt unten vier Szenen aus dem Leben des Heiligen Stephanus, oben die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem. Sie sind geschickt so geführt, dass in ihrer Mitte ein Kelch erscheint. Dies ist ein Verweis auf das Abendmahl, welches im Himmlischen Jerusalem gefeiert wird – eine Szene, die man ansonsten eher auf Ikonen und Wandmalereien der Ostkirche findet. Dieses letzte Fenster ist einheitlich in gelben Scheiben gesetzt, womit vielleicht auf das Gold oder das Licht in der Himmelsstadt angespielt ist. Die Anordnung der Tore, die sich so bei Kohler auch anderswo finden lässt (vgl. Zell oder Willsbach), gibt Anlass zu Mehrdeutigkeit: In der Gemeinde wird die Darstellung auch als die zwölf Stühle um den Abendmahltisch gedeutet und mir bei meinem Besuch so vorgestellt.

Christa Birkenmaier (Hrsg.): Wolf-Dieter Kohler, 1928-1985. Leben und Werk, Petersberg 2021.

 

tags: Wolf-Dieter Kohler, Abendmahl, Chorfenster, Kelch, Württemberg
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