In Gebäuden außerhalb von Kirchen findet man selten einmal ein Himmlisches Jerusalem aus Glas; eine Ausnahme ist das evangelische Gemeindehaus und Büro in Kaiserswerth, ein im Grünen gelegener Stadtteil von Düsseldorf. Als 1976 das Gebäude durch den Architekten Konrad Beckmann fertiggestellt und eingeweiht wurde, war im ersten Stock ein größerer Versammlungsraum neben einem intimen Raum für Gespräche oder Verköstigung entstanden. In das schräge Dachfenster dieses Raumes wurden fünf Bahnen aus verdrahtetem Industrieglas eingesetzt, die in ihrer oberen Hälfte eine Buntglasmalerei zeigen. Entworfen hat sie Barbara Ollesch, die damals in Kaiserswerth als Künstlerin und Kunstlehrerin tätig war. Hergestellt wurde das Fenster dann in der Glaskammer von Jens Umhauer in Rengsdorf bei Neuwied in Rheinland-Pfalz. Die Firma existiert längst nicht mehr, die Informationen verdankt sich einer Signatur des Fensters in der Ecke unten links.

Unverkennbar ist die Arbeit ein Kleinod des abstrakten Realismus an der Wende der 1960er zu den 1970er Jahren. Links finden sich die sieben Leuchter, ein Symbol aus der Johannesoffenbarung. Dem wurde der Lebensbaum rechts gegenüber gesetzt, kompositorisch geschickt ergänzt durch sieben Sterne. Die Tendenz zu Harmonie und Symmetrie zeigt sich auch bei dem Element dazwischen, der Stadt des Neuen Jerusalem mit drei Toren an seiner Schauseite.

In der Mitte erhebt sich ein symmetrischer Hauptbau mit einer goldenen Kuppel über dem offenen Haupttor. Die Nebentore an seinen Seiten sind geringfügig kleiner, hier sind über der Stadtmauer weitere Bauten, auch einige Türme und Pflanzen zu entdecken. Bewegung entsteht vor allem durch den Wellenfluss des Himmels oben und der Landschaft unten, während auf belebende Elemente (Christus, Engel, Petrus etc.) vollständig verzichtet wurde. 

Dietrich Meyer: Die Evangelische Kirchengemeinde Kaiserswerth 1928 bis 1978, (Kaiserswerth) (1978).
Jochen Schottmann: Die Evangelische Kirchengemeinde Kaiserswerth. 1778 bis 2003, hrsg. im Auftrag des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Kaiserswerth, Düsseldorf 2003.