Das Bildmotiv Lauretanische Litanei war im spätmittelalterlichen Frankreich entstanden, mit einem sofort erkennbaren Bildaufbau: eine stehende Marienfigur in der Mitte, um sie verschiedene Symbole angeordnet, die alle ihre Makellosigkeit, Reinheit und angebliche Freiheit von der Sünde anzeigen. Zu diesen Symbolen gehört auch das Himmlische Jerusalem, dargestellt als Himmelspforte oder Stadt Gottes. In Westeuropa und später in Lateinamerika gab es tausende solcher Werke als Steinrelief, auf Glasfenstern oder als Ölmalerei, hunderte Werke haben sich erhalten. Anders in der Ostkirche: Hier ist eine solche Lauretanische Litanei eine seltene Ausnahme, die zudem frühestens im 18. Jahrhundert nachzuweisen sind. Eine dieser Ausnahmen, die zudem sowohl die Himmelspforte als auch die Stadt Gottes zeigt, hat den Titel: „Gesegneter Himmel“.
Die Temperamalerei hat eine Größe von 116 x 70 Zentimeter. Entstanden ist sie Ende des 18. Jahrhunderts, um 1780, und kam 1934 in das Staatliche Geschichts-, Architektur- und Kunstmuseum Rybinsk. Es soll sich dabei um eine Kopie handeln, die im Auftrag von Zar Feodor Alekseevich von den Meistern der Waffenkammer von einer älteren Ikone in der Moskauer Erzengel-Michael-Kathedrale angefertigt wurde. Es gibt verschiedene Legenden und Überlieferungen zur Herkunft, die aber nicht gesichert sind. In Russland gehört sie zu den bekannteren Ikonen, weitere Fassungen – allerdings ohne die Symbole – befindet sich in der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit Nikitniki im Moskauer Stadtteil Kitai-Gorod und im Regionalmuseum für Heimatkunde Swerdlowsk in Jekaterinburg.
Oben rechts findet sich die Porta Clausa, die geschlossene Pforte mit Kassettentür und barocker Rahmung. Ungewöhnlich und ganz im Kontrast zu der ansonsten verschnörkelten Pforte ist das glatte, halbrunde Fundament, welches nur diesem einen Symbol vorgeschoben ist.
Mehr vom Himmlischen Jerusalem ist unterhalb der Marienfigur zu sehen. Über ein Drittel der Bandbreite des Bildes zieht sich die heilige Stadt entlang. Sie erscheint ganz in hellem Gold, im Kontrast zu dem dunklerem, eher ockernem Goldton der oberen Symbole. Die Anordnung der Tore ist ungewöhnlich, hier sind die Türme mit Kuppel gleichzeitig die Tore in die Stadt. Vier solcher Tortürme finden sich an der Vorderseite, vier an der Rückseite und jeweils zwei an den übrigen Seiten. Im inneren ist es überraschend leer, lediglich fünf dürre Bäumchen reihen sich aneinander, auf Personen, wie Patriarchen, Christus oder Engel, wurde verzichtet.