Im deutschsprachigen Raum gibt es etwa zwanzig Orte mit dem Namen Zell, derjenige in Württemberg wird auch als Zell bei Esslingen oder auch als Zell am Neckar bezeichnet. Seine evangelische Kirche besitzt nicht nur ein Parament mit dem Himmlischen Jerusalem, sondern auch ein Glasfenster mit diesem Motiv.
Mitte der 1970er Jahre sollte in Zell die historische Kirche umgebaut und erweitert werden. Im Kern geht der Bau auf das 13. Jahrhundert zurück. 1926 hatte man hier Malereien aus der Erbauungszeit wiederentdeckt, die das Weltgericht zeigen. Später kam noch eine Renaissance-Rahmung hinzu, die das Chorfenster besonders betont. Wolf-Dieter Kohler (1928-1985), der auch hier wieder eng mit dem Stuttgarter Glasermeister Siegfried Gaiser zusammenarbeitete, musste eine Gestaltung finden, die sich dem historischen Bestand anpasste oder einen Kontrast dazu abgab.
Er entschied sich, in diesem Fenster einmal den Fluß und den Baum des Lebens stärker als in seinen Arbeiten zuvor zu thematisieren. Oben setzte er die zwölf Tore an zwei Seiten, die symmetrisch angelegt sind. Aus den obersten zwei Toren entspringt der Lebensfluss und breitet sich nach unten aus. Dieses Motiv führt bis an den unteren Rand des schmalen Fensters.
In den Fluss ist der Baum des Lebens gestellt, an dessen Stamm immer wieder Äste mit roten Früchten gesetzt sind – in der Erscheinung einem Tannenbaum mit seinen Kugeln nicht unähnlich, und manche sehen in dem Tannenbaum den Nachfolger dieses christlichen Bildmotivs aus der Johannesoffenbarung. Leicht zu übersehen: Die Stadt Jerusalem benötigt auch unten einen Zugang. Kohler hat dort am Fuß des Stammes eine Himmelspforte gesetzt. Sie wurde anders gestaltet als die Tore oben. Es ist ein einfacher, offen stehender Block, durch den das Wasser des Lebens weiter nach außen strömt.
Klaus Hirth: 700 Jahre Zeller Dorfkirche, 1275-1975. Einweihung der umgebauten Kirche, 13. April 1975, Esslingen-Zell 1975.
Christa Birkenmaier (Hrsg.): Wolf-Dieter Kohler, 1928-1985. Leben und Werk, Petersberg 2021.