Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): evangelische Bartholomäuskirche Nordheim (1973)

Die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem hat Wolf-Dieter Kohler (1928-1985), ein Glaskünstler aus Stuttgart, in württembergischen Kirchen schon oftmals dargestellt. Zu Beginn der 1970er Jahre lassen sich neue Tendenzen festmachen, für die ein Fenster der evangelischen Bartholomäuskirche in Nordheim am Rand des Kraichgaus unterhalb von Heilbronn steht. Die Tore sind dort ganz ähnlich, wie sie von Kohler schon oft für den oberen Abschluss eines Fensters geformt wurden: massive Blöcke, goldgelbe Rahmung, rote Füllung (vgl. Willsbach oder Altshausen). Christus, zuvor meist weiter unten eingesetzt, befindet sich nun in traditioneller Siegespose auf dem Regenbogen thronend mitten in der Stadt. Ein neues, kleines Detail bei den Toren: Auf dem oberen Abschluss hat der Künstler ein weißes Schmuckband gesetzt, welches durch schwarze Striche eine Struktur erhält, mit der Kristalle angedeutet wurden. Bemerkenswert ist auch die Farbsymphonie dieses Fensters gegenüber älteren Arbeiten: grün-blauer Hintergrund, farbiger Regenbogen, zusätzlich eine Rahmung mit blauen und gelben Steinen. Auch im unteren Bereich sind für Kohler neue Themen aufgenommen: das leere Grab am Ostermorgen und der Zweifel des Jüngers Thomas.

In der Gemeinde hat das Chorfenster den Titel „Ich bin die Auferstehung“. Hergestellt wurde das Fenster 1973 von der Kunstglaserei Gaiser.

Es war damals eine Aufwertung des Chorbereichs, dessen historische Fenster in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs einem Brand zu Opfer fielen. Eine Tendenz unserer Zeit: Da immer weniger Gemeindemitglieder und Besucher die biblischen Geschichten kennen oder sie nicht erkennen, wurde direkt neben das Fenster eine kurze Erläuterung zum Inhalt des Dargestellten hinzugefügt.

Heinz Rall: Historische Kirchen im Zabergäu und Umgebung, Stuttgart 2003.
Christa Birkenmaier (Hrsg.): Wolf-Dieter Kohler, 1928-1985. Leben und Werk, Petersberg 2021.

 

tags: Wolf-Dieter Kohler, Chorfenster, Württemberg
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