Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): evangelische Dorfkirche von Fornsbach (1967)
Das Dorf Fornsbach gehört zur der Stadt Murrhardt im Rems-Murr-Kreis. Nach dem Krieg wurde dort 1949 die evangelische Kirche neu errichtet, zum Teil auf dem ehemaligem Standort und in den einstigen Proportionen wie der zerstörte Vorgängerbau. Der erste Wiederaufbau war einfach und zweckdienlich, Kunst spielte an der Fassade wie in der Innengestaltung zunächst keine hervorgehobene Rolle. Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung stiegen langsam die Möglichkeiten sowie die Ansprüche. Die Kirche wurde nun Mitte der 1960er Jahre im Zuge einer Purifizierung umfassend neugestaltet.
Wie bei kleinen Dorfkirchen auf dem Land üblich, gab es keinen offenen Wettbewerb, sondern die Landeskirche in Württemberg entschied, welcher Künstler für welche Ausstattung zum Zuge kam. Bis auf die Motive wurde Einfluss genommen. Die Kirchen vor Ort finanzierten alles, hatten aber letztlich kein wirkliches Mitspracherecht. Im Ergebnis waren es fast immer die gleichen Künstler, die einen engen Kreis bildeten und damals sorgenfrei von der Sakralkunst leben konnten, während andere, jüngere Talente keine Chance bekamen. So war es auch in Fornsbach. Für das Buntglasfenster sah die Landeskirche wieder einmal Wolf-Dieter Kohler (1928-1985) vor, den sicherlich führenden Glasmaler Württembergs dieser Jahre, der hier mit der Glasmanufaktur von Siegfried Gaiser kooperierte. Das Motiv sollte, wie häufig im Schaffen Kohlers, das Himmlische Jerusalem sein.
Die hiesige Fassung ist eine Weiterentwicklung der Kirche von Altshausen, in der Kohler ein Jahr zuvor das Himmlische Jerusalem ähnlich dargestellt hat, auch der trennende blaue Lichtbogen, ein kopfüber stehender Regenbogen, ist hier erneut zu finden. Die Tore sind vor allem durch den kräftigen Farbwechsel von Dunkelrot zu Lila eindrucksvoll, die blaue Mitte bleibt, wie oft bei solchen Darstellungen Kohlers, unbesetzt. Christus, der hier herrschen sollte, ist darunter als Gekreuzigter zu finden, umgeben von zahlreichen Gläubigen. Ihre Gesichter sind nicht mehr ganz so grimmig dargestellt wie noch in den Werken aus Kohlers Anfangszeit, immerhin lächelt doch der ein oder andere Mann oder Frau. Auch Verletzte, Hungernde, Gehbehinderter sind darunter – das Leiden und seine Aufhebung im Glauben war, nicht nur bei Kohler, das große zentrale Nachkriegsthema, welches bis weit in die 1960er Jahre hineinreichte.
Christa Birkenmaier (Hrsg.): Wolf-Dieter Kohler, 1928-1985. Leben und Werk, Petersberg 2021.