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Egbert Lammers (1908-1996): St. Pankratius in Osterfeld (1971)

In eine Schaffensphase der 1960er Jahre gehört, was das Himmlische Jerusalem angeht, noch eine weitere Arbeit von Egbert Lammers (1908-1996), die zeitlich verzögert erst 1971 eingebaut wurde. Es handelt sich um ein 880 x 320 Zentimeter großes, linksseitiges Chorfenster für St. Pankratius in Osterfeld, einem nördlichen Stadtteil von Oberhausen im westlichen Ruhrgebiet. 1971 wurde es bei der Manufaktur Otto Peters (Paderborn) fertiggestellt und anschließend eingebaut.

Wie bei den anderen Beispielen aus der Marienkirche in Hagen (1965) und St. Cyriakus in Bottrop (1967) waren drei große Bahnen zu gestalten, und wieder handelte es sich um einen ergänzenden Auftrag für den historischen Bestand. Der Krieg hatte die historistischen Buntglasmalereien vernichtet, erhalten haben sich allein die neogotischen Maßwerke der Rahmung und Rosette. Bei der Wiederherstellung der Kriegsschäden von 1948 bis 1952 war zunächst nur eine Notverglasung möglich, erst eine Generation später kamen Wunsch und Möglichkeiten zusammen und ließen wieder hochwertige Malereien eines Meisters entstehen, die diesmal hoffentlich länger halten, denn gerade das Ruhrgebiet ist vom Niedergang des Katholizismus besonders betroffen, Kirchen werden seit etwa 2000 reihenweise profaniert.

Bei dem Fenster dominieren die für Lammers typischen schwungvollen Formen, unterstützt von ausgewählten Farbanteilen, überwiegend gelb und rot. In Weiterentwicklung zu den frühern Werken hat Lammers jetzt fünf Bestandteile Jerusalems figürlich sichtbar gemacht: Im Zentrum der Stadt thront das Lamm Gottes. Die Stadt trägt ein gewaltiger weißfarbener Engel, links findet sich Johannes von Patmos. Er steht zur Hälfte im himmlischen Bereich, wurzelt aber nach unten noch im Irdischen. Ihm gegenüber findet sich, vollständig vom roten Farbband umschlossen, ein Adorant, der ehrfurchtsvoll, vielleicht auch angsterfüllt vor der Vision niederkniet. An den beiden Seiten fließt der Lebensfluss aus der Stadt zu der alten Erde (rotes Farbband), um sie neu zu verwandeln.

Josef Keul: Pfarrkirche St. Cyriakus, Bottrop, in: Heinz Dohmen (Hrsg.): Abbild des Himmels. 1000 Jahre Kirchenbau im Bistum Essen, Mülheim an der Ruhr 1977, S. 132-134.
Annette Jansen-Winkeln (Hrsg.): Künstler zwischen den Zeiten: Egbert Lammers, Büsch bei Merten 1998.
Dokumentation 850 Jahre St. Cyriakus. 50 Jahre Propstei, 1150-2000 in Bottrop, Bottrop 2000.
Rüdiger Jordan: Pfarrkirche St. Cyriakus, in: Josef Franke – sechs Kirchen für Bottrop, Bochum 1999, S. 14-15.
Susanne Gierczynski: Egbert Lammers (1908-1996), Glasmaler zwischen Historismus und Moderne, München 2005.

 

tags: Ruhrgebiet, Egbert Lammers, abstrakt
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