Italienische Werkstatt: Relief der Maria Immaculata aus Oslob (um 1790)
Alle Kunstwerke aus den Philippinen, die das Himmlische Jerusalem zum Thema haben, stellen es im Kontext der Maria Immaculata im Rahmen der Lauretanischen Litanei dar. Das gilt auch für diese Arbeit, ein bemaltes und teilvergoldetes Relief aus dem 18. Jahrhundert. Es ist in Italien entstanden, auf dem damals viel größerem Gebiet des Vatikans und sollte in den fernasiatischen Missionsgebieten den Glauben stärken. Durch eine spanische Kongregation wurde es 1790 nach Cebu verfrachtet. Einige Jahre später wurde es nach Oslob gebracht. Es wurde 1830 feierlich in der steinernen Kirche Our Lady of the Immaculate Conception (Unserer Lieben Frau zur Unbefleckten Empfängnis) aufgestellt. Dort war es zwar das bedeutendste Kunstwerk, fand aber über die religiöse Bedeutung hinaus keine besondere Aufmerksamkeit. Das änderte sich schlagartig 1955 und erneut 2008: zwei Mal brannte die Kirche komplett aus und wurde nach wenigen Jahren wieder hergerichtet, zuletzt 2010. Das Relief erlangte inzwischen den Status eines lokalen Heiligtums, denn beide Brände überstand es ohne Beschädigung. Nicht einmal eine Reinigung von Brandspuren war angeblich notwendig gewesen – ein moderne Wunder. Offensichtlich hat das Objekt die mehrfachen Ortswechsel nicht gut überstanden, an zahlreichen Stellen platzt die stark aufgetragene Lackfarbe und teilweise auch Vergoldung ab, so dass der hölzerne Untergrund hervortritt.
Der Aufbau des Werks ist traditionell und wenig spektakulär: Jeweils fünf Symbole reihen sich um eine in der Mitte stehenden Marienfigur, die mit Füßen einen Drachen zertritt. Umzogen ist das innere Bild von einem suggestiv wirkenden vergoldeten Strahlenkranz, gerade und gebogene Strahlen wechseln sich ab. Unter den Symbolen ist rechts die Himmelspforte zu finden. Ausgerechnet dieses Symbol wird durch das wehende Gewandt Mariens teilverdeckt – ich kenne solches von keiner weiteren Mariendarstellung. Damit wird die Beschreibung erschwert. Es scheint sich um einen klassizistischen Bau zu handeln, gänzlich ohne Verzierungen oder Schnörkeleien; der alleinige Blickfang ist die hellblaue Farbe, die dieses und andere Symbole auszeichnet.
Friedrich Albert Groeteken: Ein Bild aus dem Wirken der katholischen Orden auf den Philippinen, in: Historisch-Politische Blätter für das katholische Deutschland, 142, 12, 1908, S. 587-600.
Georg Evers: Katholisch in Südostasien. Politik und Kirche auf den Philippinen, in: Herder-Korrespondenz. Monatsheft für Gesellschaft und Religion, 58, 3, 2004, S. 155-159.