Karl Franke (1917-1996): Schmuckkreuz mit Tabernakel aus St. Bonifatius in Holsterhausen (1962)
Bei diesem Kunstwerk ist die Urheberschaft von Karl Franke (1917-1996) nicht bewiesen, wird aber allgemein angenommen. Erwiesen ist jedoch das Jahr, in dem die Arbeit entstand: 1962. Es handelt sich um ein hängendes Schmuckkreuz über dem Altarbereich der römisch-katholischen Kirche St. Bonifatius in Holsterhausen/Dorsten im Münsterland. Es gehört zur Erstausstattung dieser Kirche und überlebte bereits einen schweren Brand.
Im Zentrum steht Christus und formiert ein Kreuz. Umgeben ist er von Bergkristallen und roten Emailleplättchen. An den Kreuzesarmen sind vier Relieftafeln angesetzt. Die beiden Armflügel zeigen Bauten des Himmlischen Jerusalem. Die jeweilige Relieftafel selbst ist quadratisch, aber der Ausschnitt mit den Bauten bildet an beiden Seiten ein Dreieck. Die Bauten und auch Tore sind klein und aus der Fernsicht nicht erkennbar; es ist eine zeitlose Architektur, ohne weitere Merkmale der Himmelsstadt, wie Perlen, Edelsteine, Engel etc.
Zu dem Schmuckkreuz in St. Bonifatius gehört auch ein Tabernakel, zur gleichen Zeit entstanden. Dieser stand einst direkt unter dem Schmuckkreuz im Altarbereich, wurde später aber an der linken Wandseite des Kirchenschiffs aufgestellt. Er ruht auf einem massiven Holzfundament und trägt neben dem Tabernakelhaus auch das Ewige Licht. Auf seinen vier Seiten sind zahlreiche Motive des Alten und Neuen Testaments in die Bronzeoberfläche eingearbeitet. Die gesamte Rückseite, die zur Wand hin ausgerichtet ist und fotografisch nur schwer eingefangen werden kann, ist dem Neuen Jerusalem vorbehalten.
Im Zentrum befinden sich links Christus in einer Mandorla und rechts das Lamm Gottes, was, ungewöhnlich, ein zweites Mal für Christus steht. Aus beiden Figuren strömt der Lebensfluss, welcher die gesamte Bildseite strukturiert und rahmt. Er bewässert auch die beiden Bäume unter den Figuren. An den Seiten hat Franke die zwölf Tore in Dreiergruppen zusammengefasst. Dazwischen befanden sich zwölf Farbsteine für die Edelsteine der Stadt. Auch hier greift der Vandalismus um sich: Einige der an sich wertlosen Emailleplättchen wurden, vielleicht in der irrigen Annahme, es würde sich um Edelsteine handeln, herausgebrochen. Bei meinem ersten Besuch 2011 waren zwei, bei meinem letzten Besuch der Kirche im Frühjahr 2023 bereits genau dreieinhalb dieser Plättchen gestohlen.
Dorsten (Holsterhausen) St. Bonifatius, in: Das Bistum Münster, 3: Die Pfarrgemeinden, Regensberg 1993, S. 233-234.
Joachim Hogeweg: Unsere Kirche St. Bonifatius Dorsten Holsterhausen, 1922-1997. Ein ‚Roter Faden‘ durch die Zeichen und Symbole der Pfarrkirche St. Bonifatius zu Dorsten Holsterhausen, Dorsten 1997.