Friedrich Stummel (1850-1919) hat im seinem umfangreichen Schaffen mehrfach die Symbole der Lauretanischen Litanei aufgegriffen. Viele seiner Arbeiten haben der Zweite Weltkrieg und der deutsche Purifizierungswahn der 1960er Jahre vernichtet, aber mindestens drei Himmelspforten haben überlebt und sind bislang auch nicht der jüngsten Profanisierungswelle zum Opfer gefallen. Ein Beispiel findet sich in der römisch-katholischen Kirche in Hönnepel bei Kalkar. Sie trägt anscheinend weltweit den ausgefallenen Namen St. Regenfledis (auch Ragenfredis, nach einer heilig gesprochenen Äbtissin aus dem nordfranzösischen Ort Denain im 9. Jahrhundert).
Die im Kern aus dem Spätmittelalter stammende Kirche wurde im späten 19. Jahrhundert umfassend umgestaltet. Schon damals war eine Umgestaltung des Eingangsbereiches geplant, zu er es jedoch erst 1908 kommen sollte. In diesem Jahr wurden die Supraporten-Fenster eingesetzt, die eine Pforte des Himmels zeigen. Das etwa 40 Zentimeter hohe Bild direkt über der Eingangstür ist interessanterweise nur richtig lesbar, wenn man die Kirche verlässt. Es ist angebracht über der Zwischentür zwischen Hauptschiff und Turm. Vielleicht hat es jemand schlicht falsch herum eingesetzt und es sollte eigentlich den Zugang zum Kirchenschiff ausschmücken und von dieser Seite her lesbar sein.
Dass es sich um die Darstellung einer Himmelspforte handelt, belegt einmal mehr die lateinische Beischrift „Porta Coeli“. Die beiden Flügel der Pforte mit einem hübschen Treppengiebel sind nach außen geöffnet, oben erscheint in der Tür die Stella Maris, ein weiteres Mariensymbol. Der Lichtstrahl, der schon bei Stummels Arbeiten zuvor in der Pforte zu sehen war, wurde also um einen Stern ergänzt, so dass ein Komet entstanden ist! Ausgeführt wurde die Arbeit nachweislich nach Friedrich-Stummel-Entwürfen in Antikglas, Blei, Schwarzlot und Silbergelb, auch in diesem Fall durch die Glasmanufaktur Wilhelm Derix, mit der der Künstler bevorzugt zusammenarbeitete.
Bruno Völling: Katholische Pfarrkirche St. Regenfledis, Hönnepel, Kreis Kleve, (Aachen) 1962.
Werner Völling: Aus der Geschichte von Hönnepel, o.O. 1966.
Kalkar (Hönnepel) St. Regenfledis, in: Das Bistum Münster, 3: Die Pfarrgemeinden, Münster 1993, S. 529-530.