Dmitry Kondakov: Moskauer Ikone „Auferstehung – Höllenfahrt“ (1728)

Auferstehungsszenen spielen in der Ostkirche eine viel größere Rolle als in der Westkirche, die eher die Kreuzigung und den Tod thematisiert. Das hat maßgeblich auch die Kunst beeinflusst. Nach den biblischen Erzählungen fand die Auferstehung damals vor dem historischen Jerusalem in Palästina statt. In der östlichen wie westlichen Bildtradition konnte dieses Jerusalem bald zu einer himmlischen Stadt anwachsen. Das vorliegende Beispiel ist eine kleine Eitempera-Malerei der Größe 78 x 62 Zentimeter. 1931 kam sie über den Museumsfonds der Moskauer Abteilung für öffentliche Bildung in die Tretjakow-Galerie nach Moskau (dort Inventarnummer 24440). Bei einer Restaurierung des Bildes wurde der Name des Malers bekannt: Es handelt sich um Dmitry Kondakov, der diese Malerei mit dem Titel „Auferstehung – Höllenfahrt“ 1728 in Moskau anfertigte. Kondakov war als Kalligraph an der Moskauer Waffenkammer angestellt, seine virtuose Beherrschung zeichnerischer Partien kam auch diesem Gemälde zu gute.
Die Handlung des Gemäldes basiert auf dem apokryphen Nikodemusevangelium, das seit dem 3.-4. Jahrhundert bekannt ist (Kap. 18-27).

Das Bild ist von rechts nach links zu lesen: Unten wird die Auferstehung Christi gezeigt, oben die Höllenfahrt Christi, bei welcher es ihm gelingt, menschliche Seelen herauszulösen und für das Neue Jerusalem zu gewinnen. Dieses wird dann oben rechts gezeigt, als vollständige goldene Stadtanlage.
Vorlage der Malerei war eine ältere Moskau Ikone von Fedor Nikitich Rozhnov aus dem Jahr 1699. Beide Ikonen beziehen sich wiederum aus die Piscator-Bibel von Claes Jansz Visscher dem Jüngeren (1587-1652). Auch die äußere Gestalt des Neuen Jerusalem hat Kondakov von Theatrum Biblicum entliehen. Die dortige Vorlage war allerdings nicht koloriert: Aus Visschers weißen Lichtstrahlen um die Stadtmauern herum wurden bei Kondakov rote Flammen. Johannes und der Engel mit dem Maßstab, die bei Visscher fast immer dabei sind, wurden hier weggelassen, da sie ansonsten Unruhe in den schon belebten Bildaufbau gebracht hätten. Besonderes Gewicht bekommt die große weiße Taube über dem Lamm/Christus – es fehlt also nur noch Gottvater, dann wäre die Trinität komplett.

Theatrum biblicum. Biblija Piskatora 1643 goda iz sobranija Gosudarstvennoj Tretʹjakovskoj galerei. Otvetstvennj redaktor T. L. Karpova, Gosudarstvennaja Tretʹjakovskaja galereja, Moskva 2020.

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tags: Auferstehung, Höllenfahrt, Tretjakow-Galerie Moskau
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