Siegfried Assmann (1925-2021): Chorfenster der Christuskirche in Pinneberg (1967)

Die Fensterarbeiten von Siegfried Assmann (1925-2021) für den Meldorfer Dom (1964) waren bei der Gemeinde, in der Fachwelt und in der Landeskirche gut aufgenommen worden, der Künstler galt in den 1960er Jahren als einer der wegweisenden Glasmaler Norddeutschlands. Beides führte dazu, dass man ihn für eine ähnliche Arbeit für die evangelische Christuskirche zwischen dem Bahnhofsbereich und der Altstadt von Pinneberg auswählte. Wieder handelt es sich um einen großen Backsteinbau (aus dem Jahre 1895), und wieder war eine Lösung im Bestand zu erarbeiten, erneut handelte es sich um den Chorbereich der Kirche. Dort hatten figürliche bleigefasste Kathedralfenster unbeschadet den Zweiten Weltkrieg überstanden (im Großraum Hamburgs eher die Ausnahme), wurden aber im Zuge der damaligen Purifizierungswelle vernichtet. Leider war nicht in Erfahrung zu bekommen, ob hier Themen dargestellt waren, die bei den neuen Fenstern inhaltlich aufgenommen wurden. Die neuen Fenster gestaltete Assmann aus echtem Antikglas, die dann von den Gebrüdern Kuball in Hamburg 1967 hergestellt wurden.

Es handelt sich seitlich um ein abstraktes, geometrisches Muster (von der Gemeinde aus nicht einsehbar), dann links die Dornenkrone, rechts um das Pfingstereignis und in der Mitte um das Himmlische Jerusalem, auch hier mit einem hohen abstrakten Anteil.

Das Mittelfenster besteht aus zwei Bildelementen: unten konzentrische Kreise, oben die zwölf Tore des Neuen Jerusalem. Assmann hat an drei Seiten, nämlich links, oben und rechts, die Tore seitlich aufgeklappt – eine gängige Darstellungsweise seit den Beatus-Illustrationen aus dem Mittelalter. Bei der vierte Torreihe unten experimentierte der Künstler und stellt sie, genauso wie die oberen drei Tore, frontal zum Betrachter. Sie stehen nachweislich offen, denn wir sehen etwas von dem golden-rötlich schimmernden Hintergrund. Das Chi Rho, also das in vielen Glasarbeiten Assmanns zu findende Christusmonogramm, besetzt hier stellvertretend für Christus die Mitte.
Die Hervorhebung Jerusalems im Chorbereich wurde später durch einen modernen Jerusalems-Leuchter ergänzt, der inhaltlich gut zu den Fenstern passt und sie auch bei fehlendem Tageslicht im Innenraum sichtbar macht.

VHS-Geschichtswerkstatt (Hrsg.): Pinneberg. Historische Streiflichter, Pinneberg 2003.

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tags: Siegfried Assmann, Christusmonogramm
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