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Friedrich-Paul Scholz (1916-1993): Pauluskirche in Lenzinghausen (1962)

Für Jahrzehnte war die evangelische Pauluskirche das Zentrum des Orts Lenzinghausen bei Spenge, doch die Zukunft dieses Bauwerks ist ungesichert, so dass ich ihn bevorzugt aufsuchte, bevor die Kirche umgewidmet oder abgerissen sein wird. Für den einfachen Kastenbau mit freistehendem Glockenturm benötigte man nicht viel Zeit, nach wenigen Monaten erfolgte am 17. Februar 1963 die Einweihung durch den damaligen Pfarrer Albert Steffen. An einer der Seite schieben sich sieben Glaspaneele vom Boden bis an die Decke. Sie zeigen verschiedene biblische Szenen, die nicht immer zusammen passen und denen lediglich gemein ist, dass sie eben der Bibel entnommen sind. Auf den letzten bzw. ersten Fenstern rechts vom Eingang aus gesehen, unmittelbar an der Orgel gegenüber des Altars, sind zwei Szenen zusammengefügt: Links ein Christus am Kreuz, rechts das Himmlische Jerusalem.

Eigentlich wäre hier traditionell der Ort, hinter einer Golgathaszene das historische, nicht das himmlische Jerusalem zu zeigen. Der Künstler des Fensters, Fr. P. Scholz, hat sich anders entschieden. Er zeigt nochmals ein lateinisches Kreuz, diesmal ohne Christusfigur, sondern mit zwölf Toren besetzt. Es sind einfache blaue, violette und graue Rundbögen, teilweise ineinander und übereinander gesetzt. Eine expressive Note verleihen mehrere horizontale Linien. Diese Lichtstrahlen ziehen sich durch die Tore, laufen aber nicht über die Kreuzform hinaus. Das Thema des Neuen Jerusalem klingt übrigens auch am gegenüber liegenden Altarbereich an, wo man 1986 in die Wand ein Relief der fünf klugen und fünf törichten Jungfrauen eingesetzt hat, sicher nicht zufällig, denn die ganze Kirche weist an verschiedenen Stellen Bezüge zur Apokalypse auf.

Noch 2022 wusste man in der Kirche lediglich den Nachnamen es Künstlers, doch um wen handelte es sich konkret? Sein vollständiger Name lautet Friedrich-Paul Scholz (1916-1993). Dieser führte sein Atelier unweit in Herford, man darf persönliche Kontakte in die Gemeinde vermuten. In den 1950er Jahren war er, neben Peter-August Böckstiegel, ein Vertreter des westfälischen Expressionismus. Sein eigentlicher Schwerpunkt war nicht die sakrale Glasmalerei, sondern Ölgemälde zu unterschiedlichen, auch gesellschaftskritischen Themen.

Hergestellt wurden die Fenster dann von der Glaserei Enrico Zappini (1915-1974) aus Paderborn, welche sie im Herbst in zwei Etappen einbauen ließ, so dass in der Kirche schon vor ihrer Weihe Weihnachten gefeiert werden konnte. Scholz und Zappini arbeiteten übrigens öfters zusammen, etwa bei einer ähnlichen Fenstergestaltung 1959 in der reformierten Kirche in Bad Salzuflen-Retzen.

950 Jahre Lenzinghausen, Festwochen 18. – 27. August 2006, o.O., um 2006.

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tags: Niedersachsen
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