Josef Scheuer: St. Rochus-Kapelle in Heiligenhaus (1925)

In Heiligenhaus, einem Ortsteil von Overath (Bergisches Land), gibt es die römisch-katholische Kirche St. Rochus und in unmittelbare Nähe die Kapelle St. Rochus. Der Bau von 1840 ist älter als die Kirche von 1936, die nach einem weiteren Kirchenneubau 1967 als Pfarrsaal genutzt wird. Im Inneren der Kapelle befindet sich eine Statue von St. Rochus, dem Heiligen gegen Pest und Epidemie aller Art, auch Corona. Grund für die besondere Verehrung des Heiligen war anscheinend weniger eine besondere Betroffenheit von der Pest, sondern dass Heiligenhaus am Kreuzungspunkt zweier bedeutender Pilgerstraßen lag, dem Elisabethpfad und dem Jakobsweg.
1925 kam es zum Einbau von vier Buntglasfenstern. Dies geht zurück auf eine lokale Initiative eines beliebten Priesters von Overath, zu dessen Priesterjubiläum die Fenster von Gemeindemitgliedern aus dem Ort Heiligenhausen gestiftet wurden.

Die Jahre zuvor waren von Massenarbeitslosigkeit und Inflation geprägt, die Finanzierung hochwertiger Fenster durch eine sehr kleine Gemeinschaft war nur oberflächlich eine Seltenheit, denn Krisenzeiten sind und waren auch immer ein Nährboden für Religionen und Ideologien, bei denen Menschen Schutz, Trost und Hoffnung suchen.

Das erste Fenster (vom Eingang aus) an der linken Seiten zeigt den Adler in seinem Nest, das erste Fenster an der rechten Seite den Pelikan, der seine Jungen mit seinem Blut nährt. Bei beiden Tieren soll es sich um Christussymbole handeln. Sie stehen in einem Kontext mit dem Neuen Jerusalem: Auf jedem Fenster sind unten sechs rechteckige Tortürme eingearbeitet, die zusammen die zwölf Tore der Stadt ausmachen. Zusätzlich ist auf den Fenstern im oberen Abschluss die Stadt von oben gezeigt, quasi ihr Grundriss aus der Vogelperspektive. Wieder müssen die beiden Hälften als eine zusammenhängende Stadt gedacht werden. Die ungewöhnliche Arbeit, die jenseits der gängigen Darstellungsweisen des Thema steht und einmal wirklich Neues präsentiert, ist eine Ausführung von Josef (Karl Joseph Jakob) Scheuer (1885-1967), der hier mit der Glasmalerei Scheuer in Köln zusammenarbeitete. Scheuer war gebürtiger Kölner und in der dortigen katholischen Kunstszene fest verwurzelt. Fenster findet man von ihm zwischen Bonn und Köln in vielen katholischen Kirchen, da er über einen langen Zeitraum von den 1920er bis in die 1970er Jahre wirkte. Die Heiligenhauser Gemeinde hatte Glück: Es scheint so zu sein, dass sie es dem jungen Talent ermöglichte, erstmals Glasmalereien für einen Kirchenbau ausführen zu dürfen. Nur wenige Jahre später hätte sie sich diesen Meister, der dann große Kirchen wie St. Peter in Bonn oder St. Agatha in Mettingen ausstattete, nicht mehr leisten können.

Rudolf Preuß: Das Kirchenensemble St. Rochus in Heiligenhaus, in: Achera, 8, 2004, S. 20-21.
Simon Kolbecher: Der Glasmaler Josef Scheuer, in: Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss, 2009, S. 174-189.

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