Siegfried Assmann (1925-2021): Fensterlösungen aus der St.-Johannis-Kirche in Hamburg-Steilshoop
Für die Hamburger Neubausiedlung Steilshoop wurde 1976/77 eine große, moderne Kirche errichtet, benannt nach dem Seher Johannes als St.-Johannis-Kirche. Bei der Baugestaltung war von Beginn an der Glaskünstler Glasmaler Siegfried Assmann (1925-2021) aus Ahrensburg beteiligt. Er entschied sich für eine Lichtsymphonie aus pastellfarbenem Antikglas der „Glasmanufactur“ Schneider aus Glinde für die Südwestwand der römisch-katholischen Kirche.
Dort reihen sich zehn unterschiedlich große rechteckige Fenster aneinander, z. T. auch übereinander. Die Herausforderung besteht nun darin, die Fenster so zu fotografieren, dass nicht eine der zahlreichen Hängelampen die Glasmalerei verdeckt. Vor der unverputzten Klinkerwand heben sich die blauen und roten Farbtöne besonders klar ab und spiegel sich auf den Holzbänken vor der Fensterwand. Rechts in einem quadratischen Fenster blickt Johannes von Patmos auf die Lichterscheinung der übrigen Fenster. In denen formiert sich ein weißer Kreis, umgeben von einem gelbroten Band (vermutlich die Architektur des Neuen Jerusalem) und weiter umgeben von zahlreichen konzentrischen Kreisen, die alle äußeren Fenster berühren. Diese überwiegend abstrakte Ausführung ist in ihrer Durchführung, aber auch Wirkung für die Arbeiten Assmanns fast singulär, vielleicht nur noch zu vergleichen mit seiner Raumkomposition für das Kloster Nützschau.
Nach einer Generation entschied sich die Kirchengemeinde, den Bau mit weiteren Buntglasfenstern auszustatten. Wieder beauftragte man Assmann, und wieder kam das Neue Jerusalem zur Darstellung. Damit ist die St.-Johannis-Kirche in Steilshoop eine der ganz wenigen Kirchen, die zwei Neue-Jerusalems-Darstellungen des gleichen Künstlers besitzt. Dafür kann es verschiedene Gründe geben: Vielleicht wollte man aus Begeisterung über die erste Arbeit den Künstler erneut beauftragen, vielleicht war man mit der ersten Darstellung unzufrieden und wollte eine mehr figürliche Ergänzung, vielleicht ist es auch ein seltener Zufall ohne besondere Begründung. Assmann jedenfalls wählte eine ganz andere Darstellungsform, und ohne es zu wissen würde man kaum vermuten, dass hier der gleiche Künstler tätig war. Es handelt sich diesmal um eines der dreieckigen Giebelfenster über dem Altarbereich.
Hier vertritt die Himmelspforte pars pro toto das Himmlische Jerusalem. Es handelt sich im Zentrum des Dreiecks um einen einfachen, weißen Rundbogen, an dessen Seiten noch etwas rotes Mauerwerk zu sehen ist und unten Stufen oder das Fundament angedeutet sind. Von innen dringen Lichtstrahlen nach außen, die Pforte ist offen, es erscheint das Gotteslamm, stehend auf dem versiegeltem Lebensbuch. Die einzige Ähnlichkeit zu der älteren Arbeit sind eigentlich die Farben, auch hier dominiert Rot und Blau. Da die Glasmanufactur Schneider inzwischen nicht mehr existierte, oder aus anderen Gründen, wurde dieses Fenster 1992 in den Taunussteiner Glasstudios der Firma Derix hergestellt, einem auch international führenden Fachbetrieb für Kirchenfenster.
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