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Johann Chrysostomus Finck und Jakob Negele: Himmelspforten-Schnitzerei aus Mariä Heimsuchung in Brunnenthal (1677)

Die Darstellungen der Maria Immaculata waren das vielleicht erfolgreichste Bildkonzept der Frühen Neuzeit, sicherlich in katholischen Gegenden. Dabei konnte eine Unzahl verschiedener Gegenstände ausgewählt werden, die Tugenden Mariens zu repräsentieren. Für jeden war etwas dabei.
Gewöhnlich wurden diese Gegenstände kreisförmig um eine stehenden Marienfigur angeordnet. Anders in Brunnenthal, einer römisch-katholischen Wallfahrtskirche in Oberösterreich. In der Kirche „Mariä Heimsuchung“ findet man einen gewaltigen frühbarocken Annenaltar, der mit verschiedenen Malereien und Schnitzereien fast die gesamte Altarwand einnimmt. Dieser entstand über die Jahre 1668 bis 1677.

Die Aufbau und die Schnitzereien fertigten Johann Chrysostomus Finck und Jakob Negele, die Bildwerke stammen von Johann Klain, einem Maler und Bildhauer aus Schärding. Trotz verschiedener Rechercheversuche, auch vor Ort, war über diese Künstler nichts weiter herauszufinden. Sie erscheinen lediglich in Brunnenthal, lieferten ein barockes Werk ab wie es nur Meister erarbeiteten konnten, um dann wieder ins Dunkel der Anonymität abzutauchen? Bedauerlicherweise gibt es zu dem Bauwerk keine wirklich brauchbare neuere Literatur, eine eigene Forschung schon gar nicht – hier lässt sich sicherlich noch Weiteres entdecken.
Links befindet sich das Altarbild „Die Heilige Anna lehrt Maria das Lesen“, rechts ein Bild aus dem Leben ihres Mannes Josef. Unter diesen beiden Ölmalereien wurden nun verschiedene Symbole aneinander gereiht. Die Darstellungsform ist einzigartig: Insgesamt ein Dutzend Putti bildet einen Reigen. Sie wurden bemalt, ihre Engel, Gewänder und Schuhe sind vergoldet. Zwischen den Figuren wurden immer wieder Symbole der Lauretanischen Litanei eingesetzt, so am Annenaltar die Bundeslade, der Turm Davids und natürlich der Brunnen (samt Flaschenzug).

Der Brunnen hat einst der Kirche und dem Ort den Namen gegeben, da sich hier ein Marien- und Quellwunder ereignet haben soll. Leicht zu übersehen ist ein kleine barocke Himmelspforte zu Füßen zweier Putti, etwa in der Mitte. Dieses Objekt ist vollständig vergoldet. Die Pforte steht offen, durch sie hindurch schimmert das vergoldete Gewand des linken Putto.

Eduard Kyrle: Die Kirche zu Maria Brunnenthal und deren nächste Umgebung: das ‚heilige Brünnl‘, Wimmer 1913.
Alois Mitterwieser: Kirche und Wallfahrt Brunnenthal bei Schärding, in: Ostbayerische Monatsschrift, um 1930, 10, 8, S. 137-142.

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tags: Oberösterreich, Brunnen, Barock, Altar, Schnitzerei
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