Erhardt Klonk (1898-1984): Okulifenster in der Nikolaikirche Caldern (1973)
Die Nikolaikirche im nordhessischen Caldern war ursprünglich Teil eines Zisterzienserklosters, dessen Anlage noch im Kern erkennbar ist. Von hier aus wurde das Lahntal urbar gemacht und Kulturarbeit geleistet, bis das Kloster verfiel und im Zuge der Reformation aufgelöst wurde. Die Kirche wurde dann zur heutigen evangelischen Ortsgemeinde von Caldern.
Das Jerusalemsfenster findet man unter dem wehrhaft gebauten Glockenturm dem Altar gegenüber gesetzt. Dort befand sich eine Rundbogenöffnung zur Beleuchtung und Belüftung des Turmes. Im Rahmen der Neuverglasung von 1965 bis 1974 setzte Erhardt Klonk (1898-1984) auch hier eine Buntglasmalerei ein. Diese ist auf 1973 datiert und war eines der letzten Fenster, die eingesetzt wurden.
Im Vergleich mit den Fenstern der Apsis und auf der Empore ist das Jerusalemsfenster detailfreudiger und vielgestaltiger gehalten. Durch die runde Vorgabe wurde auch die Stadt in eine Kreis gesetzt. In der Mitte: das Lamm Gottes. Ungewöhnlich und selten ist seine grünfarbene Gloriole und des Tieres Maul, das an eine Adlernase erinnert. Das Lamm ist umgeben von zwölf Engeln, die alle auf einem Tor der Stadt stehen. Diese keilförmigen betenden Engel sind typisch für Klonk, man findet sie auch auf anderen Fenstern zu anderen Themen. In Caldern stehen einige der Engel auf Tore, die als offene Rundbögen im unteren Bereich den inneren Kreis durchbrechen. Um diesen inneren Kreis hat Klonk ein Band gezogen. In dieses wurden einige Sterne gesetzt – wer gute Augen hat und sucht, wird auf dem Glasfenster genau zwölf solche Sterne finden. Es handelt sich um eine Anspielung auf Maria, die Braut der Stadt, die neben St. Nikolaus auch Patronin dieser Kirche war und ist (neben dem Hl. Nikolaus).
Mit der Ausführung dieses Fensters nahm Klonk auf eine frühere Arbeit Bezug, die er 1961 für die Evangelische Kirche in Gödenroth ausführte. Möglicherweise war er unzufrieden mit der dortigen Zweiteilung des Neuen Jerusalem und wollte das Thema noch einmal unbeschädigt ausführen.
Im Sommer 2022 wurde die Kirche durch Vandalismus und einen Brandanschlag beschädigt. Glücklicherweise waren die Fenster lediglich mit Ruß überzogen, aber nicht eingeschlagen. Die Aufnahmen entstanden unmittelbar nach fachkundiger Reinigung noch vor der feierlichen Wiedereröffnung; sie besitzen damit derzeit wieder eine Leuchtkraft wie zur Entstehungszeit.
Heimat- und Geschichtsverein Lahntal e.V. (Hrsg.): Festschrift aus Anlaß der Ersterwähnung der Nikolai-Kirche in Caldern laut Urkunde vom 9. Oktober 1235, Lahntal-Caldern 1985.
Heinz Loth: Sprechende Bildfarbfenster in der ehemaligen Klosterkirche St. Marien und St. Nikolai zu Caldern: zum 775-jährigen Kirchenjubiläum 1235 bis 2010, Schönstadt 2010.
Heinz Loth: Kirchenfaltblatt 2012, 775 Jahre Kirche caldern, Porta patet – Die Tür ist offen, Caldern 2012 (7).
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