Himmelspforten gehen fast immer, es ist ein zentrales Bildmotiv des Christentums, sowohl der West- wie auch der Ostkirche. Das Jahrhunderte alte Thema hat seine Zäsuren, Brüche und sein unerwartetes Wiederaufleben, bis in das 21. Jahrhundert. Auch regional lassen sich Schwerpunkte festmachen. In den Gebieten Luxemburg, Saarland, Hunsrück und Mosel wurde vor allem bei Glasarbeiten das Thema der Lauretanischen Litanei vermehrt herangezogen. Ausgegangen ist dies vom Bistum Trier, das in die Entscheidungen über Finanzierung genauso einbezogen wurde wie in die Motivwahl. Zwar wurde von Bistum aus nicht jedes kleine Detail festgelegt, aber die Grundlinien und vor allem die Künstler, die zur Zusammenarbeit immer wieder herangezogen wurden – oder eben nicht. Leider sind lange nicht von allen Glasfenstern die Künstler namentlich bekannt, generell gilt: Desto weiter die Ausführung zurück liegt, desto schwieriger wird es.
Um 1933 wurde in Noswendel, heute ein Teil der Stadt Wadern im nördlichen Saarland, eine neue Kirche errichtet, mit dem Namen St. Johannes. Im Kirchenschiff zeigen verschiedene Fenster, die von Gemeindemitgliedern gestiftet wurden, ausgewählte Motive der Lauretanischen Litanei.
Bei einem stehen zwei identisch aussehende Engel neben einem lateinischen Kreuz. Ihre Hände scheinen auf Schwerter gestützt zu sein, was jedoch nicht der Fall ist, wenn man nahe genug an das Fenster tritt. Die Gesichtszüge der Engel sind sauertöpfisch wie selten, offensichtlich ist es nicht immer eine Freude, ein Engel zu sein. Irritierend sind auch die Zacken über und unter dem Kreuz, das Besucher auf meine Nachfrage hin als Explosion deuteten – mitnichten, es sollen Strahlen sein, die hier aus dem Gebäude heraustreten. Es handelt sich bei dem Objekt nämlich um eine Himmelspforte, die in diesem Fall offen stehen müsste. Oben ist erklärend „Janva Coeli“, unten „Ora pro nobis“ eingefügt, was heute kaum jemand mehr verstehen kann: „Pforte des Himmels“ und „Bete für uns“. Im Gegensatz zu anderen Fenstern dieser Kirche ist die stiftende Familie auf diesem Fenster nicht namentlich angeführt.
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