Wilhelm Buschulte (1923-2013): Fenster der Klosterkirche St. Ursula in Bielefeld (1956)

In Schildesche, einem Stadtteil von Bielefeld, siedelten sich nach 1945 auf einem noch unbebautem Gelände der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist geflohene Nonnen aus Breslau an. Dort gründeten sie ein Gymnasium für Mädchen und ein Kloster. Die dazugehörige Klosterkirche, die sich im ersten Stock des Hauptgebäudes der Schule befindet (über der Turnhalle), bekam den Namens der Ordengründerin, St. Ursula. Sie sollte von Beginn an mit hochwertigen Kunstgegenständen ausgestattet werden, darunter Werke von Fred Eckersdorff (1909-2003) und Richard Sehrbrock (1929-2002). Für die Glasgestaltung wählte man Wilhelm Buschulte (1923-2013), ein damals noch junges Talent. Buschulte hatte gerade in St. Katharina in Unna mit neuen Glasfenstern Aufsehen erregt. Eine der Nonnen kannte diese Arbeiten und stellte den Kontakt zum Künstler her, der schon im September 1956 die Entwürfe für die Klosterkirche umsetzte, unmittelbar darauf wurde die Kirche am 25. November 1956 eingeweiht.
Für Bielefeld einigte man sich ebenfalls auf eine ruhige Linienführung und eine mehr traditionelle Figurensprache für einen umfassenden Heilszyklus zum Alten und Neuen Testament von der Schöpfung über biblische Geschichten bis hin zum Weltgericht und dem Neuen Jerusalem. Dieses zeigt das letzte figürliche Fenster an der rechten Seite des Kirchenschiffs. Die weiteren Fenster dahinter sind dann mit geometrischen Mustern versehen. Im oberen Bereich zeigt Buschulte die zwölf Tore der Stadt, die durch einen Träger bedauerlicherweise zweigeteilt ist. Fünf Tore findet man über, sieben Tore unter dem Träger. Es sind Torbauten in Gestalt eines Wohnhauses. In den zwei Teilen der Stadtmitte befinden sich zwölf violette Kreise, die etwas schwerer zu deuten sind (auch hier fünf oben, sieben unten). Es könnten Bewohner sein, die Perlen, aber auch die Edelsteine als Fundament der Stadt kommen in Frage. Man würde dann von oben quasi durch die Stadt auf das Fundament blicken. Über der Stadt sind gelbe Tropfen zu entdecken. Man findet sie vor allem auch unter der Stadt und unter dem Lamm wieder, wo sie größer werden. Dies ist ein Verweis auf den Heiligen Geist, der aus dem Himmel heraus die Schöpfung durchdringt, einschließlich des Himmlischen Jerusalem, das ja auch ein Teil der Schöpfung ist.

Ursulinenkloster Bielefeld-Schildesche: früher Breslau, in: Das Wirken der Orden und Klöster in Deutschland, Teil 2: Die weiblichen Orden, Kongregationen und Klöster, Säkularinstitute/ Weltgemeinschaften, Köln 1964, S. 294-295.
Annette Jansen-Winkeln: Künstler zwischen den Zeiten – Wilhelm Buschulte, Eitorf 1999. 

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