Meine Besuch und Dokumentation der Kirchenausstattung von St. Josef in Saarlouis-Fraulautern war kein Anlass zur Freude. Das einstige Pfarrhaus ist verlassen, die Kirche und der Turm verfallen zusehends, das Dach ist undicht. Man schämte und entschuldigte sich über den Zustand der Kirche, erklärte aber auch, dass man darauf gar keinen Einfluss hat. Selbst wenn man Gelder aus der Gemeinde bereitstellt, habe das Bistum Renovierungen untersagt – man wartet stattdessen so lange, bis der Bau aus Sicherheitsgründen geschlossen und abgerissen werden kann. Mit diesem Vorgehen hat die katholische Kirche in den letzten Jahren Hunderte von Kirchen und Kapellen erfolgreich abgestoßen. Es existieren ganze Listen dieser Profanierungen, anhand derer man den Niedergang der Kirchengebäude verfolgen kann. Leider sind die Kunstwerke in den aufgegebenen Kirchen weniger gut, in vielen Fällen überhaupt nicht dokumentiert.
Dieses Profanierung ist für St. Joseph in Fraulautern absehbar, ich war vermutlich einer der letzten, der die Kunstwerke im originalen Kontext besichtigen konnte. Hier begrenze ich mich allein auf das Fensterdetail mit dem Himmlischen Jerusalem. Oberlichtbänder ziehen sich an beiden Seiten des Kirchenschiffs entlang.
Dort ist auf der Epistelseite das Leben und Wirken des Namenspatrons der Kirche dargestellt, auf der Evangelienseite Szenen aus dem Leben Mariens, teilweise auch ihre Symbole nach der Lauretanischen Litanei. An der linken Seite zeigt dieses Band am Ende des zweiten Wandkompartiments vor dem Altarbereich die Aufnahme Mariens in den Himmel. Angedeutet ist dieses nichtbiblische Ereignis durch eine goldene Himmelspforte. Laut der Festschrift, die zur Einweihung erschienen war, soll sie offen stehen, damit die Gebete der Gläubigen durch sie zu Gott gelangen. Wüsste man dies nicht, dann erscheint die Pforte jedoch geschlossen, da die Öffnung die gleiche gelbgoldene Farbe und Struktur wie die Torflügel hat. Sie nimmt fast das gesamte quadratische Bildfeld ein, nur an Rändern ist etwas Platz gelassen. Dort markieren rote und blaue Scheiben das Wasser des Lebens und das Opferblut Christi.
Ein Nachteil und Argument für einen drohenden Abriss der baufälligen Kirche ist sicherlich, dass die Glasfenster nicht von einem großen Namen gefertigt wurden, sonder von einem weniger bekannten Glasmaler: Egon Franzen (1935-2011). Er hat überwiegend für das Bistum Trier, wo Franzen auch wohnte, Restaurierungen und Neuverglasungen geschaffen. Bis auf wenige Ausnahmen wirkte er vor allem in den 1960er Jahren. Eine Besonderheit war, dass Franzen seine Werke, wie auch die Fenster für Fraulautern, nicht von anderen Manufakturen hat herstellen lassen, sondern in seiner eigenen Trierer Gießerei.
Gott zur Ehre, den Menschen zum Frieden: Festschrift zur Konsekration der Pfarrkirche St. Josef in Saarlouis-Fraulautern am 1. Mai 1963, Saarlouis-Fraulautern 1963.
Traudl Brenner: Ein Kind der Zeit: St. Josef auf dem Kreuzberg in Fraulautern, in: Saarbrücker Zeitung / Ausgabe Saarbrücken-Mitte, 231 vom 5./6.10.2013.
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