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Paul Weigmann (1923-2009): St. Petrus und Paulus in Ludendorf (1970)

St. Petrus und Paulus ist der Name einer römisch-katholischen Kirche in Ludendorf, einem Ortsteil von Swisttal im äußersten Süden von Nordrhein-Westfalen nahe der Eifel. Acht fünfeckige Fenster standen hier zur Gestaltung an. Im unteren Bereich verbindet ein schmiedeeisernes Gitter diese Fenster untereinander. Mit den Fenstern beauftragte man Paul Weigmann (1923-2009), der im Laufe seines Schaffens das Himmlische Jerusalem mehrfach zur Darstellung brachte.

Dieses Motiv wählte er auch in Ludendorf. Vor dem Einbau wurde die vorhandene Kirche auf Initiative von Pastor Paul Keller im Beton-Hallelujah umgestaltet, lediglich Fragmente des 19. Jahrhunderts hat man damals aus Pietätsgründen erhalten, etwa im Chor zwei historistische Glasfenster aus dem späten 19. Jahrhundert. Für jedes Fenster im Kirchenschiff hatte Paul Weigmann eine spezielle Schmelztechnik in weißem Antikglas vorgesehen. Die acht Glaswände (jeweils 3,50 x 5,80 Meter) wurden 1970 in der Glasveredelung Winnen & Peeters in Köln hergestellt und im Jahr 1971 eingebaut. Eine derartige handwerkliche Leistung wäre heute unbezahlbar, war damals aber eine Selbstverständlichkeit. Selbst Kirchen in ländlichen Regionen wurden damals mit Kunstwerken regelrecht überschüttet, als wären sie das eigentliche Manna der Kirche.


In Folge des Einbaus wurde der gesamte Raum in ein milchiges, weißes Licht getaucht. Bei genauerem Hinsehen erkennt man auf der Oberfläche Schraffuren, Strukturen und auch Glastropfen im Halbprofil, die sich zu folgendem Bild verdichten: In der Mitte findet sich das quadratische Himmlische Jerusalem, mit zahlreichen Glastropfen wie Perlen geschmückt, die bei bestimmten Lichtverhältnissen hellblau schimmern.

Umgeben ist dieses Zentrum von organischen Strukturen, spiegelbildlich angeordnet, die laut Weigmann die Engel der Stadt ausmachen sollen. Das Edelsteinfundament ist nach unten gezogen, als schmiedeeisernes Band, auf dem man grüne, rote und blaue Farbinseln findet. Sie erinnern an den Lebensbaum (grün), das Opferblut (rot) und das Lebenswasser (blau).

Paul Weigmann. Glasmalerei aus dem rheinischen Raum, Leverkusen 1983.
Peter Wißkirchen: Kirche vor Ort – Fenster zu Gott: St. Petrus und Paulus in Ludendorf, Swisttal-Ludendorf 2011.

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tags: NRW, Schmelztechnik, Paul Wigmann, Edelsteinfundament
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