Walter Bettendorf (1924-2004): Hl. Dreifaltigkeit in Freudenburg und Kopie in St. Laurentius in Sien (beide um 1965)
Zunächst soll der Künstler Walter Bettendorf (1924-2004) zu Wort kommen, der am Besten über die Entstehung zweier ähnlicher Fenster in Rheinland-Pfalz Auskunft geben kann: „In den 1960er Jahren gab es eine ungebrochene Nachfrage an kirchlichen Glasfenstern, für Neubauten und für den Bestand. Es war meinem Betrieb nicht möglich, alle Aufträge anzunehmen. Wir leisteten uns den Luxus, an ausgewählten Projekten des Bistums konzentriert zu arbeiten. Die Entwürfe für Freudenburg, für Sien und für Landsweiler entstanden parallel. Begonnen hatte es mit Freudenburg, wo die Vorarbeiten weiter zurückreichen. (…). Es sollte ein Zyklus werden von der Schöpfung bis zum Ende der Welt, oder vielmehr von der alten Welt bis zur neuen Welt. Die Stadt Jerusalem durchdringt sowohl den mittleren Kreis mit dem Lamm als auch den Kreis oben mit den Engeln. Bei den Gräbern (ganz unten) haben wir den Engel des Gerichts, oben stehen die Engel der Erlösung. Beide Kreise darf man sich nicht übereinander, sondern mehr ineinander, in sich verschoben vorstellen. Scheiben in rot, orange und blau bilden die Tore, Mauern und den Lebensfluss, was wir zwar noch nicht wirklich sehen, aber erahnen und spüren. Das Lamm in dem Rot erinnert an ein Siegel, mit dem diese Verheißung verbürgt ist (…). Ein Kontakt aus dem Freudenburger Kirchenvorstand ließ die Entwürfe in Sien bekannt werden, wo ich bereits für die Glasmalereien gewünscht war. Sogleich wollte man in Sien ganz ähnliche Fenster, was ich leicht änderte:
Aus dem Bestand der vorhandenen Glasmalereien habe ich einzelne Elemente in meine Fenster (für Sien) mit einfließen lassen, wie eine Gerichtswaage oder das aufrechte Lamm Gottes. Die Stadt Jerusalem befindet sich zu oberst in dem Rund, welches die Gotteshand aufgenommen hat. Wieder deuten die Farben die Stadttore, die Wohnbauten, die ganze Herrlichkeit göttlicher Präsenz an. (..). In St. Donatus (Lebach-Landsweiler) zeigt ein anderes Fenster von mir die aufbrechenden Gräber und die Anbetung des Lammes. Das himmlische Jerusalem ist auf dem Fenster dort nicht präsent. Man wollte entweder geometrische Kompositionen oder Konzentration auf Figuren der Bibel, aber ohne Details oder Ausschmückungen – ‚eine Figur, eine Aussage‘ war damals als Auftrag aufgegeben“.
In Freudenburgs Kirche Heiligste Dreifaltigkeit befindet sich das Jerusalems-Fenster am Abschluss des rechten Querschiffs; in Sankt Laurentius in Sien findet man es links vom Eingang, direkt dem Chor gegenüber. Beide Kirchen hatten zuvor eine Bestand an historischen Buntglasfenstern, auf die nur teilweise Rücksicht genommen wurde. Welche historischen Fenster aus welchen Gründen Anfang der 1960er Jahre vernichtet wurden, um diese Neuschöpfungen einzubauen, konnte oder wollte mir Bettendorf auch auf Nachfrage nicht beantworten. Beide Glasfenster wurden um 1965 hergestellt. Seine Entwürfe wurden von der Glasmanufaktur Kaschenbach (Trier) hergestellt, in Freudenburg erfolgte der Einbau noch 1965, in Sien am Jahresanfang 1966.
100 Jahre Pfarrkirche St. Laurentius, Sien, Sien 1992.
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