Eine individuelle, originelle und in ihrer Art einzigartige Fenstergestaltung findet man in der römisch-katholischen Kirche St. Barbara. Diese befindet sich in Overath-Steinenbrück im Bergischen Land. Der Bau wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs errichtet. Anfang der 1970er Jahre konnte man hochwertige Buntglasfenster auch für den Obergaden finanzieren, der bislang nur mit einfachem Sichtglas geschlossen war. Für St. Barbara hat der Künstler Johannes Langen nun mehrerer Fenster mit geometrischen Mustern beigesteuert und für den Obergaden einen Zyklus zur Johannesoffenbarung entworfen. 1971 wurde der Einbau mit einem Gottesdienst feierlich abgeschlossen. Am linksseitigen Choransatz zeigt seitdem ein einfaches Arkadenfenster im ersten Joch das Himmlische Jerusalem. Es besteht aus zwei Bildteilen. Der untere Bereich ist eindeutig: Zwischen den Giebeln einiger Häuser und einer Kirche mit Doppeltürmen (rechts oben) schlängelt sich das Wasser des Lebens nach unten, wo es sich seitlich ausbreitet. Die Szene kommt mit wenigen Glasscheiben aus, überwiegend in Gelb- und Brauntönen. Das Ganze ähnelt allerdings einem Totenschädel – wenn man es einmal entdeckt hat, wird man dieses Bild nicht mehr los.
Was aber befindet sich darüber in oberen Bereich? Wenn ich über das Bild mit Kollegen oder bei Vorträgen diskutiere, wird vorgeschlagen:
-der Adler des Evangelisten Johannes, der nach alter Sichtweise auch die Apokalypse verfasst haben soll
-eine Friedenstaube
-ein deutscher Reichsadler (!)
-eine Engelsfigur
-das Lamm Gottes.
Hochwertige Kunst ist immer für mehrere Interpretationen offen. Für letzteres spricht das vertikale Band, welches dann das Blut des Lammes andeuten könnte. Dagegen spricht freilich, dass das Band auch nach oben verläuft, während es traditionell immer nach unten fließt, wo es die alte Schöpfung neu befruchtet und verwandelt.
Vielleicht ist Genaueres zu erfahren, wenn man mehr über den Künstler Johannes Langen herausfinden kann. Das wird nicht allein durch die Häufigkeit dieses Namens erschwert, sondern dadurch, dass er manchmal auch als Hans Langen bezeichnet wird. Nur eines ist sicher: Offensichtlich waren die Arbeiten dieses Künstlers zu gewagt für eine Kirchengemeinde auf dem Land in den 1970er Jahren. Bei größeren Aufträge ist Langen seitdem nicht mehr berücksichtigt worden, vielleicht hat er auch nicht in das katholische Milieu jener Jahre gepasst. Nur eine einzige weitere Glasmalerei des Künstlers habe ich noch auffinden können, nämlich in St. Raphael in Duisburg von 1976 (inzwischen vom Abriss bedroht).
Joachim Zielhofer: Die katholische Pfarrkirche St. Barbara in Steinenbrück, in: Bergischer Geschichtsverein Overath e.V. (Hrsg.): Achera, Beiträge zur Geschichte der Stadt Overath, 8, 2004, S. 16-17.
Joachim Zielhofer (Hrsg.): 100 Jahre Kirche Sankt Barbara, Köln 2016.
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