Josef Wenzel: Fenster aus St. Sebastian in Püttlingen (1950er Jahre)

Der Köllertaler Dom ist gar kein Dom, sondern eine römisch-katholische Pfarrkirche mit dem Namen St. Sebastian. Der Bau steht auch nicht im eigentlichen Köllertal, sondern auf einer Anhöhe des Ortsteils Berg von Püttlingen im Saarland. Zu der Bezeichnung Dom kam es, weil das gewaltige Bauwerk im neoromanischen Stil optisch für diejenigen, die die Bezeichnung erfanden, den Eindruck einer Kathedrale machte.

Unter den verschiedenen Fenstern verschiedener Künstler zeigen zwei Doppelfenster an den Seiteneingängen vier verschiedene Motive nach der Lauretanischen Litanei. Eines der Fenster an der vom Eingang aus linken Wandseite soll die Pforte des Himmels zeigen, so steht es in lateinischer Sprache auf dem Objekt: Porta Coeli. Diese Beschriftung bildet gleichzeitig die Basis des darüber dargestellten Bauwerks. Ein schlanker Turm schiebt sich senkrecht nach oben, von dem man einzelne Quadersteine erkennen kann, der aber weder Fenster noch Türen hat. Die Himmelspforte ist auf dem benachbarten Fenster zu finden: Sie hat einen schmalen blauen Rundbogen sowie eine Doppelflügeltür mit imitiertem Holz. im Segmentgiebel. Ihre Türen sind noch verschlossen, auf der Oberfläche sind zahlreiche Lilien aufgesetzt, ein weiteres Symbol Mariens. Dieses linke Fenster ist jedoch mit „Turris Davida“ beschriftet. Lösung: der Künstler war offensichtlich mit den lateinischen Bezeichnungen überfordert und hat sie falsch gesetzt.
Abschließend soll noch auf den Buchstaben „M“ hingewiesen werden: Das Monogramm steht für Maria, deren Symbole ihre Tugenden versinnbildlichen. Die Pforte des Himmels thematisiert Maria als apokalyptische Frau und Beschützerin des Neuen Jerusalems; der Turm ist ein Symbol für Jungfräulichkeit, Reinheit und Schutz.

Die Glasmalereien sind eine Arbeit von Josef Wenzel, der in Saarbrücken einen Betrieb für Glasmalerei führte. Eingebaut wurden die Fenster in den 1950er Jahren, es gibt Ähnlichkeiten zu den Malereien in Saarbrücken-Herrensohr (1950). Die Neuverglasung war damals keine Beseitigung von Kriegsschäden, sondern man war mit den historistischen Glasmalereien unzufrieden und wollte vor allem hellere Glasfenster. Obwohl zu dieser Zeit auch im Saarland zahlreiche durch Druckwellen vernichtete Glasmalereien durch neue Arbeiten ersetzt werden mussten, hatte die Kirche damals so viel Geld, dass gleichzeitig auch unbeschädigte Bauwerke dem Zeitgeschmack angepasst werden konnten – heute undenkbar. Die Sakralkunst, vor allem im Glasbereich, blühte und hatte in den 1950er und 1960er Jahren in Deutschland ihren Höhepunkt, was auch die zahlreichen anderen Fenster des Köllertaler Doms belegen.

Pfarrgeschichte der Pfarrei St. Sebastian, Püttlingen 1959.
Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland, Saarbrücken 2002.
Alois Schädler, Norbert Sperling: 100 Jahre Köllertaler Dom. Kleiner Kirchenführer, o.O., um 2009. 

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Saarland, Lauretanische Litanei, Porta Coeli, Dom
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