Radleuchter von Franz Rickert (1904-1991) in der Apostelkirche Bocholt (1963)

Ein Jerusalemsleuchter von Franz Rickert (1904-1991) befindet sich in der evangelischen Apostelkirche zu Bocholt am Niederrhein. Zwölf Engel mit spitzen, nach oben gerichteten Flügeln zieren die zwölf schmalen Tore aus Bronze, die am Reif mit Bergkristallen geschmückt sind. In der Mitte sieht man erhöht das Lamm Gottes mit der Siegesfahne, ein Symbol für Christus. Der besondere Schmuck der heiligen Stadt sind echte Wachskerzen, deren Halterungen jeweils an den Seiten der zwölf Tortürme angebracht sind. An hohen Feiertagen wird auch heute noch der Leuchter heruntergezogen und die Kerzen entzündet.


Auf den zwölf Türmen stehen die goldenen und farbig emaillierten Figuren mit zwölf Engeln. Sie alle sind vom Künstler in Gesten und Physiognomie individuell ausgestaltet worden. Ernste und traurige Gesichtszüge herrschen eigenartiger Weise vor, von Erlösungsfreude ist nichts zu spüren. Die Frontflächen der schmalen Figuren sind weiß emailliert, durch das weiße Emaille schimmert grüngolden die Zeichnung der Figur. Die Flügel der Engelsfiguren sind in starken Farben rot, blau, violett, gelb und orange emailliert.

Der Bocholter Leuchter entstand im Jahr 1963. Nachdem solche Leuchter im Historismus eine Modeerscheinung waren, kam es erst wieder Anfang der 1960er Jahre zu einem neuen Interesse an diesen Arbeiten. Davon zeugt zunächst ein Leuchter von Franz Nüssel, dann aber auch dieser Leuchter von Franz Rickert. Ein gleicher Leuchter war ebenfalls 1963 von Rickert für die evangelische Auferstehungskirche in Schweinfurt geschaffen worden und eine dritte Kopie dieses Leuchters hängt heute in der evangelischen Christuskirche von Hennef. Dieser ist etwas jünger und wird auf das Jahr 1969 datiert, als er von der Familie Horstmann, ehemals Besitzer von Schloss Allner, der Kirchengemeinde gestiftet wurde.

Hans Christoph Meier, Arnold Rickert: Kunst im Dienste evangelischer Verkündigung. Die neue evangelische Apostel-Kirche in Bocholt. o.O. 1968.
Florian Hufnagl (Hrsg.): Goldschmiede – Silberschmiede, von der Weimarer Zeit bis heute, München 1993.

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