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Daan Wildschut (1913-1995): Betonfenster aus St. Anna in Heerlen (1953)

Die Pfarrkirche Heilige Mutter Anna (auch H. Moeder Annakerk, Sint-Annakerk, also St. Anna) ist eine römisch-katholische Kirche im Stadtteil Bekkerveld der niederländischen Stadt Heerlen. Die Kuppelkirche an Rande eines Parks wurde 1953 nach einem Entwurf von Frits Peutz und Hendrik Teeken im Rahmen des Wiederaufbaus errichtet, gegen massiven Widerstand und Protesten aus der Gemeinde. Das Ungewohnte an dem Neubau war, dass er auf einem kompletten Betonskelett errichtet wurde. Es war damals eine der ersten Kirchen in den Niederlanden, die in diesem Verfahren aufgezogen wurde. Gerade der unverputzte Beton wurde als unpassend und kalt empfunden, hinzu kam eine angeblich schlechte Akustik.
Die Kirche St. Anna hat einen quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von gut 40 Metern. Über dem Unterbau mit einem umlaufendem Flachdach erhebt sich eine Kuppel mit einem Durchmesser von 31 Metern und ein achteckiger Turm. Das Innere der Kuppel besteht aus Betonringen. Auf der Spitze befindet sich eine Laterne, die eine Höhe von fast 30 Metern erreicht. Oben sind Rundbogenfenster mit 30 Scheiben eingesetzt, unten quadratische Fenster mit zwölf Scheiben. An der Orgelseite befinden sich zusätzlich zwei Fenster mit neun Scheiben, wovon die an der linken Seite das Neue Jerusalem zum Thema haben. Dieses Fenster kann teilweise auch von der Straße aus gesehen werden.

Im mittigen Feld ist das Lamm Gottes positioniert, an den äußeren Feldern die Tore der Stadt. Da die zwölf Tore auf acht Felder zu verteilen waren, zeigen vier Felder jeweils zwei Tore. Diese sind bereits hochgradig abstrakt, auf Realismus und figürliche Details wurde verzichtet. Sie alle bestehen aus einem Oval weniger grüner Scheiben, den ein dreieckiges Dach aus einer, höchstens zwei Scheiben aufgesetzt ist.

Entworfen wurde das Fenster von Daan Wildschut, einem niederländischen Künstler, der sich auf Glasmalerei spezialisiert hatte, hergestellt 1953 im Atelier Flos in Steyl. Seine Fenster in der Annenkirche sind auch deswegen etwas bekannter, weil er hier moderne Heilige und Märtyrer als Bewohner und Bewohnerinnen des Himmlischen Jerusalem dargestellt hat, wie Teihard de Jardin, Abbé Pierre, Helder Camera, Julius Nyerere, Anna Frank, Steve Biko, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King, Mutter Teresa, Wilhelmus Bekkers und Dag Hammerskjoeld.

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Zum Künstler:

Daniel Petrus (Daan) Wildschut wurde 1913 in Bunde geboren. Nach seiner Schulausbildung studierte er an der Königlichen Akademie für Kunst und Design in ’s-Hertogenbosch und an der Hochschule für Bildende Künste in Antwerpen. Ab 1937 gewann er drei Jahre in Folge den Königlichen Preis für Nachwuchstalente. Eines seiner ersten Werke war ein großes Fenster für den niederländischen Pavillon auf der Weltausstellung 1935 in Brüssel. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten er und sein Künstlerkollege Charles Eyck ihre Ateliers im Bonnefantenkloster in Maastricht. Wildschut wurde in den 1950er und 1960er Jahren vor allem für seine Buntglasfenster und Mosaike bekannt, war aber auch Maler, Bildhauer und Schriftsteller. Die Museen De Wieger in Deurne und die Staatsgalerie von Heerlen haben Werke von Wildschut in ihrer Sammlung.
Im Rahmen des Wiederaufbaus gestaltete Wildschut zahlreiche Buntglasfenster für römisch-katholische Kirchen, darunter auch die Münsterkirche in Mönchengladbach, die Basilika Unserer Lieben Frau „Sterre der Zee“ in Maastricht und die Glas-in-Beton-Fenster für die Onze-Lieve-Vrouwe-ter-Noodkapel in Tilburg. Wandgemälde entwarf der Künstler für das Unternehmen Philips in Eindhoven, für die Staatliche Druckerei in Den Haag und für die Sint-Lambertus-Kirche in Kerkrade. Daneben schuf er monumentale Mosaiken für die Krankenhäuser von Helmond, Nijmegen, Tegelen und IJmuiden. Zu seinen weiteren Kunstwerken zählen die Wandteppiche für die Berufsakademie in Den Haag, die Skulptur „De Jachthoornblazer“ („Der Jagdhornbläser“) in Tilburg und das Provinzwappen für die Regierung Limburg. Wildschut verstarb am 21. März 1995, sein Atelier in Bunde wurde zu einem Gästehaus umgebaut.

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tags: Beton, Niederlande, Provinz Limburg, Märtyrer
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