Ingeborg Scholz (geb. 1940): Antependium aus der Friedhofskirche in Wasungen (2013)

Vom Himmlischen Jerusalem, wie es im letzten Buch der Bibel beschrieben ist, ließ sich Ingeborg Scholz leiten, als sie das Antependium für die evangelische Friedhofskirche St. Peter in Wasungen (Thüringen) schuf. Dort schmückt das Werk seitdem den Altarbereich und passt sich gut in die mittelalterliche Raumarchitektur des Bauwerkes ein mit seinen wenigen, dezenten Kunstwerken.
Die textile Arbeit zeigt vor einer hellen rosa-grauen Struktur hohe Bögen. Jeder dieser Bögen ist auf einem roten, blauen oder grünen Quadrat gegründet. Bei der Nahsicht lassen sich auch andere Farbtöne finden, selbst Goldfäden sind eingenäht. Die Größe der quadratischen Blöcke variiert. Zusätzlich sind drei der Quadrate in weiß und daher kaum zu erkennen. Hat man sie entdeckt, beträgt die Zahl der Farbquadrate zwölf, wie auch die Anzahl der Bögen. Die Quadrate deuten auf die Edelsteine, also das Fundament der Stadt, und befinden sich deswegen im unteren Bereich. Die Farbe der Quadrate wird von den Bögen aufgenommen, von denen einige ebenfalls weiß sind. Auf die Hintergrundstruktur soll noch verwiesen werden: Über das gesamte Antependium hinweg ziehen sich hinter den Bögen konzentrische Kreise, in hellem weiß, leicht goldenen, auch rötlichen Fäden. Etwa in der Mitte, leicht nach rechts oben verschoben, münden sie in einer Figur, vermutlich einen Engel, oder auch in einer Lichtquelle.

Ingeborg Scholz wurde 1940 in Düsseldorf geboren und wuchs in Thüringen auf. Von 1959 bis 1964 machte sie ein Pädagogikstudium in Erfurt, anschießen ein dreijähriges Gesangsstudium in Weimar. Viele Jahre arbeitete sie als Lehrerin, während sie parallel eine nebenberufliche Ausbildung in der Handweberei absolvierte und als Kursleiterin für textiles Gestalten tätig war. Seit ihrem Ruhestand 1999 lebt die Künstlerin in Wasungen, wo sich auch ihr Atelier befindet.

Ingeborg Scholz: Leben – Weben. Gobelins und freie Gewebe. Eine Rückschau, Stadtmuseum Damenstift Wasungen, vom 1. Juni bis 31. August 2010, o.O. 2010. 

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tags: Thüringen, Antenpendium, Friedhofskapelle
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