1963, Recklinghausen, Ruhrgebiet, St. Petrus Canisius, Hildegard Bienen 1a © Claus Bernet

Hildegard Bienen (1925-1990): St. Petrus Canisius in Recklinghausen (1963)

Hildegard Bienen (1925-1990) war eine der Künstlerinnen, die das Neue Jerusalem im Laufe ihres langen Schaffens mehrfach dargestellt hat. Viele ihrer aus den 1960er und 1970er Jahren geschaffenen Werke, besonders Tabernakel und Glasfenster, stehen inzwischen unter Denkmalschutz und bilden oft mit dem Gesamtsakralraum eine intime Einheit. Ein Schlüsselwerk Bienens ist, nach Auskunft ihrer Lebensgefährtin Hildegard Breiing, eine Arbeit aus dem Jahr 1963 in der römisch-katholischen Kirche St. Petrus Canisius in Recklinghausen (nördliches Ruhrgebiet). Es sind Glasmalereien der Rückfassade auf 18 senkrechten Fensterbahnen, ausgeführt in hellem Antikglas, Blei, Schwarzlot und gelben Glasbrocken.
In der Mitte, wie fast immer bei Arbeiten Bienens, befindet sich das Lamm Gottes, positioniert auf dem Buch des Lebens. Die Siegel des Buches sind aus gelben Glasbrocken plastisch herausgearbeitet. Das Lamm ist von einem annähernd quadratischen Band umgeben, welches aus gelbgetönten Scheiben besteht, die sich gut von den überwiegend graublauen Scheiben abzeichnen. In dieses Farbband sind die zwölf Edelsteine in ihrer natürlichen Farbe gesetzt, die hier auch als Tore in die Stadt fungieren. Drei befinden sich an jeder Seite. Das Innere der Stadt ist nicht etwa durch Architektur markiert, sondern zu sehen sind zahlreiche Personen beiderlei Geschlechts. Es sind die Heiligen, also Bewohner Jerusalems, wie sie oft auf Jerusalems-Darstellungen dieser Künstlerin zu finden sind. Oben links durchbrechen mehrere Heilige sogar das goldgelbe Farbband, also die Stadtmauer Jerusalems, und schaffen eine Verbindung zum Außenraum.


Die künstlerische Arbeit ist datiert und signiert, auch die ausführende Firma ist genannt: Otto Peters aus Bottrop (später Paderborn), ein anerkannter Meisterbetrieb für Glaskunst. Zwischenzeitliche Pläne am Beginn des 21. Jahrhunderts, diesen Bau zu einem Kolumbarium umzugestalten, wurden hier glücklicherweise nicht umgesetzt. Die Kirche wird derzeit (noch) von einer kleinen Gemeinde einmal wöchentlich für einen abendlichen Gottesdienst genutzt.

Albrecht Geck (Hrsg.): Kirche – Kunst – Kultur: Recklinghausen und darüber hinaus, Berlin 2013.

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tags: Ruhrgebiet, NRW, Hildegard Bienen, Lamm, Glasbrocken
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