Sepp Hürten (1928-2018): Tabernakel aus St. Martinus in Bedburg-Kaster (1975)

Der Kölner Bildhauer Sepp Hürten (1928-2018), bekannt und geschätzt für seine Arbeiten angelehnt an die Romanik, hat in seinem späteren Schaffen mehrere Tabernakel angefertigt (so etwa mit dem Jerusalemsmotiv in St. Adelheid in Müllekoven). Man findet sie alle in römisch-katholischen Kirchen in Nähe der Rheinschiene. Vermutlich das früheste Stück dieser kleinen Serie steht heute in der römisch-katholischen Kirche von Bedburg-Kaster, die den Namen St. Martinus trägt. Bereits das gewaltige Glasfenster gegenüber des Altars thematisiert dort das Neue Jerusalem, Paul Weigmann hat es geschaffen. Kurz nach diesem Fenster wurde 1975 der Tabernakel aufgestellt, an dem Hürten über ein Jahr lang gearbeitet hat. Das Allerheiligste steht heute an der rechten Seite vor dem Altarbereich und ist schon aufgrund seiner Größe unübersehbar. Auf einer Stele aus grauem Westerwälder Trachyt steht der eigentliche Tabernakel als Kubus, mit einem aufgesetzten großen pyramidalen Helm, beides aus Bronze. Bis zu seinem Knauf, einem Pinienzapfen, an der Spitze misst er über drei Meter. Hürten führte dazu aus: „Der Schrein für das Allerheiligste sollte von überall sogleich zu erkennen sein und dem Raum einen Bezugspunkt geben. Schließlich war auch die Gemeinde überzeugt, dass nur ein Werk von mehreren Metern Höhe eine befriedigende Wirkung erzielt, berücksichtigt man die Maße der Kirche. Ursprünglich war keine Schauseite vorgesehen. Es gab es drei weitere Modelle für die übrigen Seiten, eine Taufszene, einen Baum und das Wasser des Lebens. Aus Kosten- und anderen Gründen wurde aber nur die Frontseite mit dem Lamm gegossen. Die übrigen Motive fanden später Verwendung für einen Auftrag eines Benediktinerklosters.“
Der zentrale Kubus ist an allen Seiten mit stehenden Figuren überzogen, die betende Männer und Frauen darstellen. Das eigentliche Himmlische Jerusalem ist eine Schmuckplakette an seiner Schauseite hin zur Gemeinde. Er ist im Prinzip ähnlich gestaltet wie das Portal von St. Cäcilia in Düsseldorf-Benrath. An seinen vier Seiten markieren dort zwölf quadratische Plättchen aus Emaille in Türkis vermutlich die Tore der Stadt, vielleicht auch die Edelsteine als das eigentliche Fundament. Sie sind durch einen Mauerzug miteinander verbunden. Mittig ruht in einem Strahlenkranz das Lamm Gottes. Dieser Strahlenkranz vor goldenem Hintergrund buchtet seitlich zu zwölf Rundbögen aus, die ebenfalls die Tore der Stadt darstellen könnten. In einen dieser Rundbögen, an der unteren Seite, befindet sich das Schlüsselloch für die aufklappbare Vorderseite.

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tags: Sepp Hürten, NRW, Tabernakel, Türkis, Lamm
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