Eugen Keller (1904-1995): Fenster der Alten Lutherischen Kirche am Kolk in Wuppertal (1974)

In Wuppertal gibt es die Alte Lutherische Kirche am Kolk. Wie bereits der Name angibt, handelt es sich um einen älteren evangelischen Kirchenbau. Obwohl es sich im Wuppertaler Stadtteil Elberfeld um die zweitälteste Kirche handelt, haben Kriege und Unglücksfälle so gut wie nichts der einstigen Inneneinrichtung erhalten lassen: Durch eine Explosion in einem angrenzenden Ladengeschäft am 22. August 1973 wurden alle Kirchenfenster zerstört und sogar das Mauerwerk betroffen. Kaum hatte man die ersten Schäden beseitigt, kam es am 14. März 1974 zu einer Brandstiftung, die die Inneneinrichtung samt der Orgel vernichtete. Glücklicherweise waren die neuen Fenster, die bereits zum Einbau bereitstanden, von diesem Brand nicht betroffen.
Die neuen Fenster haben den Anfang und das Ende der Welt aus biblischer Sicht zum Thema, also die Schöpfungsgeschichte und die Apokalypse. Das erste an der linken Wandseite gegenüber dem Altar hat den Titel „Das Lamm im Himmlischen Jerusalem“. Wie die übrigen Fenster wurde es 1974 von Eugen Keller (1904-1995) gestaltet, einem Künstler, der vor allem Kirchen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ausgestattet hat. Glasarbeiten sind aber nur ein geringer Teil des umfassenden Schaffens des Künstlers, der auch Fassaden gestaltet hat, an Denkmälern mitwirkte und Brunnen entwarf. Die wenigen Kirchenfenster Kellers, die stets im Abstand einiger Jahre entstanden, deuten darauf hin, dass der Künstler lange und sorgfältig an den passenden Lösungen arbeitete. Auch die Motive in der Kirche am Kolk sind durchdacht und sorgsam ausgeführt. Sie waren einer der Argumente, die Kirche trotz ihrer Zerstörungen 1984 unter Denkmalschutz zu stellen.

Hier ist bereits die Zebramusterung am Rande ungewöhnlich, die dieses eine Fenster mit den übrigen verbindet und eine Gesamtrahmung herstellt. Die für eine quadratische Stadtdarstellung stets problematische Form einer schmalen Fensterbahn hat Keller souverän gelöst, indem er die zwölf Tore der Stadt eng ineinander schob, wobei jeweils drei nach unten, drei nach oben verweisen. Sechs Tore bilden ein mittiges Zentrum um das Lamm Gottes. Über das Lamm ist ein gelber Bogen gesetzt. Dies ist kein dreizehntes Tor, sondern stellt, laut Keller, das göttliche Licht über der Stadt dar. Die Tore der Stadt kann man an ihrer rotfarbigen Rahmung und an den Edelsteinen in ihrem Scheitel erkennen, sie sind es, die dem Fenster Farbe und Form verleihen.

Lothar Przybylski: Die Kirche am Kolk. Die Geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinde Elberfeld, Wuppertal 1977.
Thomas Keller (Hrsg.): Eugen Keller. Leben und Werk, Treuchtlingen 1990.
Erhard Evers: Entstehung und Schicksal der Alten lutherischen Kirche am Kolk, Wuppertal 1993.
Alte lutherische Kirche am Kolk Wuppertal-Elberfeld, Lindenberg 2002.

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tags: NRW, Bögen, Edelsteine
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