1955, Bochum-Langendreer, Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz 1 © Claus Bernet

Unbekanntes Talent: Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz in Bochum (1955)

Es ist bekannt, dass diese Glasarbeit im Jahr 1955 entstanden ist. Was unbekannt bleibt, ist der Name des Künstlers oder der Künstlerin. Das gilt übrigens für alle Glasmalereien der Kirche Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz in Bochum-Langendreer (nicht zu verwechseln mit der ehemaligen Marienkirche in Bochum-Mitte). Nachforschungen vor Ort 2021 lassen vermuten, dass Ignatius Geitel mit den Fenstern beauftragt war, aber beweisen kann ich es nicht.
Die römisch-katholische Kirche stammt aus dem zweiten Kaiserreich, doch ihre Glasmalereien wurden im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört. Ebenfalls zerstört sind wohl die Rechnungsbücher oder andere Unterlagen, aus denen der Name des Künstlers eigentlich hervorgehen müsste. Literatur seitens der Gemeinde gibt es nicht, Fachliteratur schon gar nicht, nicht einmal ein Wikipediaeintrag existiert (Stand Dezember 2021). Dementsprechend ist wenig über den gesamten Bau und seine Geschichte bekannt. Da keines der Fenster signiert ist, könnten allein Vergleiche Aufschluss geben. Es muss jedoch ein Talent gewesen sein, das sowohl die Porträtkunst beherrschte (was man an einigen Gesichtern und Figuren anderer Fenster erkennen kann), als auch expressive geometrische Musterung ausführen konnte. Das zeigt auch das zweite Fenster an der linken Wandseite mit der Pforte in das Himmlische Jerusalem. Dessen kreisrunder Rand besteht aus mehreren Farbbändern, in die Dreiecke gesetzt wurden, mit einer gelben Basis und einer roten Spitze. Sie lassen darüber eine zweite Reihe von Dreiecken entstehen, die nun eine blaue Basis und ebenfalls eine rote Spitze haben. Jedes einzelne Fenster dieser Serie hat einen anderen kunstvoll gestalteten Rand, die aber doch farblich wie kompositorisch eine Einheit ergeben.


Die Farben der Rahmung spiegeln sich auch im Hauptmotiv wieder, wobei sicher Blau und Rot als die traditionellen Marienfarben den Ausschlag gaben. Die Form der Pforte als mittelalterliches Stadttor ist traditionell (vgl. MS Beinecke 406, fol. 1v), ungewöhnlich ist, dass der oder die Unbekannte den hinteren Türmen noch zwei kleinere Türme vorgesetzt hat.
Der Name der Kirche Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz, die auch Marienkirche genannt wird, gab sicher den Anlass zu einer Darstellung der Motive aus der Lauretanischen Litanei. Ausgeführt wurde das Fenster in farbigem Antikglas, Blei und Schwarzlot dann 1955, als die Kirche feierlich wiedereröffnet wurde. 1993 hat der Maler Nikolaus Bette dann Reparaturen und Ergänzungen an den Fenstern vorgenommen und auch eigene, neue Glasmalereien der Kirche hinzugefügt. Die Qualität der Fenster hat sicherlich dazu beigetragen, dass diese Kirche bislang noch nicht profaniert oder abgerissen wurde.

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tags: Ruhrgebiet, NRW, Himmelspforte, Lauretanische Litanei, unbekannt
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