„Das Lamm im Himmlischen Jerusalem“ ist eine monumentale Glaswand von acht mal sechs Metern aus farbigem Antikglas in Blei. Vincenz Pieper (1903-1983), der freischaffend in Münster lebte und sich vorwiegend als Glasmaler betätigte, schuf diese Arbeit 1961 in der römisch-katholischen Kirche St. Elisabeth in Bottrop, als er zeitgleich an einer ähnlichen Glaswand in Orlinghausen arbeitete.
Dominierend ist eine wabenartige Struktur blauen Glases, die zwischen gelbe Partien gelegt ist. Dargestellt ist das Weltgericht mit dem wiedererschienenen Christus im oberen Bereich, darunter das Lamm Gottes vor sieben Leuchtern, beides umgeben von geometrischen Mustern, die schwer oder gar nicht gedeutet werden können. Die Arbeit wurde als Zweisichtverglasung gestaltet, dass heißt, man soll das Fenster sowohl von außen wie von innen erkennen. Hier ist es sogar die Außenseite, die mit Engelsfiguren und der erwähnten Christusgestalt hervorgehoben wird, den einstigen Platz vor der Kirche rahmt und auf die gegenüber liegende Straße hin ausgerichtet ist.

Die römisch-katholische Kirche des Bistums Essen befindet sich in der größten Krise und lässt reihenweise Kirchenbauten schließen, profanieren, abreißen. Das war auch das Schicksal der Kirche St. Elisabeth, die heute größtenteils als Kindergarten dient, im vorderen Bereich auch teilweise abgebrochen wurde. Schon Jahre zuvor hat die Kirche den Bau verkommen lassen, was die Bruchstellen in der Glaswand belegen, die schon vor der Profanierung entstanden waren. Überlebt hat die Glaswand nur, weil sie als besonderer Bauschmuck auf die Platzsituation hin ausgerichtet war und sich baulich kaum beseitigen ließ, anders als etwa der Ambo, Tabernakel und viele andere Schmuckstücke dieser einstigen Kirche, die es an diesem Ort nicht mehr gibt.

Peter Ligensa: Herzlich willkommen in St. Elisabeth, Bottrop, Düsseldorf, um 1996.
Kerstin Wittmann-Englert: Beton im Kirchenraum, in: Kunst und Kirche, 66, 3, 2003, S. 150-151.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).

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